Die größte Betreiberin öffentlicher Seehäfen in Deutschland ist eine Tochter des Landes Niedersachsen – die Niedersachsen Ports GmbH & Co. KG. 15 Häfen gehören uns Niedersachs_innen. Rein emotional und vom Zugehörigkeitsgefühl her eine prima Sache; beispielsweise werden über „unsere“ Häfen knapp neun Millionen Passagiere zu den Inseln gefahren und auch wieder zurück. Aber angesichts der finanziellen Dimensionen ist mir schon ein wenig mulmig geworden. Susanne Menge, meine GRÜNE Oldenburger Kollegin aus dem Landtag, und ich haben den Geschäftsführer von NPorts, Holger Banik, in der N-Ports-Zentrale in Oldenburg besucht, den ich schon bei meinem Jade-Weser-Port-Besuch kennengelernt hatte. Und Banik machte deutlich, was ich mit mulmig gerade bezeichnet habe: Z.B. kostet ein neu anzulegender Liegeplatz in Cuxhaven im Hafen mal eben 36 Millionen Euro. Das Land stellt NPorts aber „nur“ 20 Millionen Euro im Jahr für Investitionen zur Verfügung. Jetzt ist Cuxhaven nur ein Standort von 15 und die Begehrlichkeiten all überall mag ich gar nicht ausführen. Das kann sich jede und jeder gerne selber ausrechnen, wie groß das finanzielle Wunschkonzert in Summe ist. Nur: Das klappt hinten und vorne nicht, denn es gilt zunächst, die Substanz zu pflegen und zu erhalten. Banik machte auch sehr deutlich, dass er die ganzen Wünsche gar nicht erfüllen kann und beschrieb sehr realistisch, welche Projekte in welchen Häfen NPorts umsetzen kann. Eine Geduldsprobe für alle Beteiligten scheint mir.
Aus unserer GRÜNEN Sicht ist es spannend, wie weit vorne Umweltverträglichkeit und Ideen der Nachhaltigkeit mittlerweile in der Denke bei NPorts voran geschritten sind. Das hat Susanne und mir gut gefallen, wenn es um umweltverträgliche Baggerarbeiten geht, um den Verkehrsträger Hafenbahn oder gar die Einführung von Frauenquoten und und und. Andererseits bin ich natürlich auch nicht so naiv zu glauben, dass die Hafenwirtschaft nicht alles dafür tun wird, dass Elbe, Weser und Ems wieder und wieder ausgebaggert werden. Stattdessen muss aus meiner Sicht endlich ein abgestimmtes nationales Hafenkonzept her, anstatt alle Hafenstandorte für Schiffe aller Größenordnungen zur Verfügung stellen zu wollen. Wir haben doch extra unendlich viel Steuergeld in den Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven gesteckt, um einen Tiefwasserhafen für die Containerschiffe der neuesten Generation zu haben. Für die darf man dann nicht auch noch die Elbe bis Hamburg schiffbar machen.
Und auch der Glaube an ewiges Wachstum (der Umschlagsmengen) ist immer noch Grundlage aller Hafenplanungen. Da muss auch unsere Wissensgesellschaft in Weser-Ems endlich begreifen, dass unsere Ressourcen endlich sind und auch unser Konsum nicht unendlich steigerbar ist. Da sind – zum Beispiel bei der für die Umschlagstonnagen bei NPorts bedeutsamen Importkohle – ja schon jetzt endlich Bremsspuren erkennbart, obwohl die Renaissance der Kohle ja weltweit leider stattfindet. Aus GRÜNER Sicht kann also eine Steigerung des Umschlags nicht Hauptziel einer landeseigenen Hafengesellschaft sein. Vielmehr muss es darum gehen, die bestehenden Häfen für die Herausforderungen der Zukunft gut aufzustellen und an der Ökologisierung der maritimen Wirtschaft aktiv mitzugestalten. In diesem Sinne war der Austausch, an dem auch der Regionalbeauftragte der Landesregierung in Oldenburg, Franz-Josef Sickelmann, mit einem Mitarbeiter teilnahm, sehr fruchtbar.
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