Alphabetisierung und Grundbildung

Die VHS Oldenburg hat mich eingeladen, um mich über das Thema Alphabetisierung und Grundbildung zu informieren. Bildungsmanager Achim Scholz umriss die Dimension des funktionalen Analphabetismus mit ihren Ursachen und Folgen und erläuterte die verschiedenen Aktivitäten und Projekte sowie die aufsuchende Bildungsarbeit des Regionalen Grundbildungszentrums (RGZ) Oldenburg. Ich habe die Versorgung mit Grundbildungsangeboten in ländlichen Regionen thematisiert. Hier kooperiert das RGZ Oldenburg u.a. mit den Jobcentern der Landkreise, damit über Eingliederungsvereinbarungen auch Fahrtkosten übernommen werden können.

(v.l.n.r.) Ernst Lorenzen, Achim Scholz, Peter Meiwald, Andreas Gögel | Foto: Lea Feline Müller

(v.l.n.r.) Ernst Lorenzen, Achim Scholz, Peter Meiwald, Andreas Gögel | Foto: Lea Feline Müller


Nicht unerwähnt blieb die ABC-Zeitung von Lernenden aus Lese- und Schreibkursen, die bundesweit Verbreitung findet. Scholz verwies auch auf die vielfältigen Bemühungen, erwachsenengerechte Lernmaterialien in einfacher und verständlicher Sprache zu entwickeln und entsprechende Initiativen mit Kooperationspartnern voranzubringen.

Lernerexperte Ernst Lorenzen veranschaulichte den sozialen Kontext der Teilnehmenden in Lese- und Schreibkursen und die Lernerfolge aus eigener Erfahrung. Als Mitbegründer der ABC-Selbsthilfegruppe beschrieb er deren Bedeutung für eine facettenreiche Öffentlichkeitsarbeit und erfolgreiche Teilnehmergewinnung.

Er verdeutlichte den Zugewinn an Lebensqualität durch bessere Schriftsprachkompetenzen, aber auch die Notwendigkeit der umfangreichen sozialpädagogischen Begleitung und Beratung in der Grundbildung. Dieser zunehmenden Herausforderung stellt sich das multidisziplinäre Grundbildungsteam der VHS, das Expertisen aus Sonderpädagogik, Lerntherapie, Sozialpädagogik und systemischer Familienberatung vereint.

Dem ganzheitlichen Ansatz in der Grundbildungsarbeit wird leider seitens der Finanzgeber nicht im erforderlichen Umfang Rechnung getragen, wie Andreas Gögel als Geschäftsführender Vorstand der VHS Oldenburg feststellte. Er verwies auf die fortwährend defizitäre Ausstattung des Grundbildungsbereiches sowie den fehlenden ganzheitlichen Ansatz bei Förderprogrammen, um z.B. auch eine sozialpädagogische Betreuung zu ermöglichen.

Die Gesprächsrunde war sich einig darin, dass die öffentliche Hand derzeit genügend finanzielle Mittel zur Verfügung hat und die Verteilungsfrage von politischen Prioritäten abhängt, die es zu beeinflussen gelte. Scholz mahnte eine nachhaltig verlässliche Finanzierung der RGZ – also von Strukturen statt Projekten – und damit auch eine Verbesserung der Beschäftigungsbedingungen für Lehrkräfte an. Ich versprach, den begonnenen Dialog fortzusetzen und den seitens der VHS Oldenburg geäußerten Wunsch nach nachhaltiger Aufstockung der Mittel für die RGZ und einer perspektivisch gebührenfreien Grundbildung in die Parteigremien sowie in die parlamentarische Arbeit einzubringen.

Mein Fazit lautet: Bildungsangebote der VHS und der ABC-Selbsthilfegrppe bilden eine wichtige Einheit, um in unserer Region für die vielen Betroffenen Hilfe und Perspektiven für ein selbstbewussteres Lebens zu schaffen. Diese Arbeit gehört zu unserer Daseinsvorsorge und muss daher langfristig finanziell abgesichert werden anstatt immer wieder neue Projektfinanzierungen erbetteln zu müssen.“

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