Zwei kleine Sätze erregen die Gemüter: „Öffentliche Kantinen sollen Vorreiterfunktionen übernehmen. Angebote von vegetarischen und veganen Gerichten und ein ‚Veggie Day‘ sollen zum Standard werden.“, heißt es in unserem Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2013.
Die Idee eines fleischfreien Tages an sich ist nicht neu. Bereits 2009 führte die belgische Stadt Gent laut Wikipedia den vegetarischen Donnerstag ein. In Bremen rief 2010 die Bürgerstiftung Bremen einen fleischlosen Tag in der Woche ins Leben. Ein Jahr danach berichtete die Pressestelle des Bremer Senats, dass sich 78 Kindertagesstätten, zahlreiche Schulen, die Bremer Heimstiftung an 26 Standorten, Großküchen und Krankenhäuser, das Bremer Rathaus und viele kleinere Institutionen und Einrichtungen an der Aktion beteiligten. Auch andere Städte – z.B. Wiesbaden, Schweinfurt, Freiburg, Magdeburg, Hannover – und die Insel Juist folgten dem Beispiel Bremens. Mittlerweile gibt es 30 Städte in Deutschland, die den Veggie-Tag eingeführt haben, im Juli 2013 hat sich als 31. Stadt Gießen auf den Weg gemacht. Ebenfalls im Juli hat das Studentenwerk Heidelberg zusammen mit der Albert-Schweitzer-Stiftung seinen ersten VeggieDay durchgeführt. Zur Veggietag-Allianz gehören verschiedene Allianz-Partner wie der Vegetarierbund Deutschland, Oxfam, die Albert-Schweitzer-Stiftung, der BUND und „Plant for the planet“ (Quellen beispielsweise: www.donnerstag-veggietag.de und www.vebu.de).
Ein interdisziplinäres Forscherteam der Universitäten Hohenheim (Lehrstuhl für Agrar- und Ernährungspolitik) und Göttingen (Lehrstuhl Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte, Prof. Dr. Achim Spiller) hat im Auftrag der Edmund Rehwinkel-Stiftung eine aktuelle Studie zum Fleischkonsum veröffentlicht. Darin kommt das Forscherteam zu dem Ergebnis, dass schon 20 Prozent weniger Fleischkonsum in den Industrieländern spürbare Auswirkungen auf die Agrarpreise und die Ernährungssicherung armer Menschen in Entwicklungsländern hätte. 60 Prozent der Deutschen wären der Studie zufolge zu einer Einschränkung ihres Fleischkonsums bereit, hauptsächlich aus Gründen der eigenen Gesundheit und des Tierschutzes. Zusätzlich stellten die Forscher fest, dass reduzierter Fleischkonsum in den Industrieländern auch für den Ressourcenschutz und den Klimaschutz vorteilhaft wäre (Quelle: www.epo.de). Die Edmund Rehwinkel-Stiftung steht dem Bauernverband nahe. Vielleicht werden die Ergebnisse der Studie deswegen auf www.agrarheute.de ein wenig anders dargestellt.
Fakt ist aber, dass der Fleischkonsum insbesondere der Industrieländer u.a. in Bezug auf den Klimawandel und die weltweite Ernährungssicherung schon länger aus den verschiedensten Gesichtspunkten betrachtet und diskutiert wird. Fakt ist auch, dass wir GRÜNEN mit unserem Vorschlag eines Veggietages auf einen Zug aufspringen, der bereits ordentlich Fahrt aufgenommen hat.
Warum schlagen dann die eingangs zitierten Sätze plötzlich solche Wellen? Mit uns greift eine politische Partei diesen Vorschlag auf, und es ist nun mal Wahlkampf. Da ist schnell die Rede von Bevormundung und Einschränkung der Entscheidungsfreiheit. Bei näherem Hinsehen erweisen sich diese vorschnellen Urteile als die Luftnummern, die sie sind.
Wir wollen keinem das Fleisch vom Teller nehmen, wir schreiben keinem vor, was er zu essen hat. Wir wollen längst belegte Zusammenhänge, die zwischen unserem Lebensstil, dem Klimawandel und der weltweiten Ernährungssituation bestehen, in der Praxis deutlich machen. Wir haben mit dem „Veggie Day“ eine Idee in unser Programm aufgenommen, die schon an vielen Orten erfolgreich umgesetzt wird und es verdient, noch viel breiter umgesetzt zu werden.
Ein fleischfreier Tag in der Woche passt in eine ausgewogene Ernährung, kostet nichts als ein bisschen Neugier auf Neues, ist leicht umzusetzen und hat schon viele positiv überrascht. Wer Lust hat, das gleich einmal auszuprobieren, findet im Wahlkampf-Kochbuch (PDF, 17,9 MB) von uns Ammerländer GRÜNEN ein paar Anregungen.
- Das GRÜNE Wahlprogramm: Kapitel I: Intakte Umwelt für alle (PDF, 132 KB),
darin am Ende von Punkt 5 „Massentierhaltung – Nein danke“, Seite 165f
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