Gestern bot sich mir die Möglichkeit, einer ganz besonderen Aktion beizuwohnen:
Die Gründer des Projektes Sea Watch hatten die MdBs und viele Interessierte dazu eingeladen, sich über ihr Projekt zu informieren und an einem Experiment teilzunehmen.
Sea Watch ist ein ehrenamtlich organisiertes und privat finanziertes Projekt zur Rettung schiffbrüchiger Flüchtlinge im südlichen und östlichen Mittelmeer. Im vergangenen Jahr hatten sich die GründerInnen aus Spenden und eigenem Kapital ein altes Schiff gekauft, dieses aufgerüstet und eine Mannschaft Ehrenamtlicher angeheuert, mit denen sie seitdem Flüchtlingen auf dem Mittelmeer aus den Booten helfen und dadurch schon viele vor dem Tod bewahrten.
.@seawatchcrew hat heute 100 Menschen, darunter viele MdBs, in einem „Flüchtlingsboot“ auf der Spree fahren lassen. pic.twitter.com/PgEJekCXRo
— rbb Abendschau (@rbbabendschau) 13. Oktober 2015
Dazu berichteten zwei aus Afrika (Darfur und Nigeria) geflüchtete junge Männer eindrucksvoll von ihren Erlebnissen während der Flucht und ihren darauffolgenden Erfahrungen hier in Deutschland.
Bilderschau:
Vor genau 3 Monaten barg die Sea-Watch-Mannschaft 121 Flüchtlinge und ihr heillos überfülltes Schlauchboot, mit dem diese auf dem Mittelmeer umhertrieben. Dieses Schlauchboot nutzten die Veranstalter nun, um am Spreebogen, direkt neben dem Reichstag in Berlin, MdBs und weitere BürgerInnen über ihre eigene Mission aufzuklären, und baten diese am Ende in eben jenes Schlauchboot auch einmal einzusteigen – natürlich gut gesichert und mit Rettungswesten ausgestattet (einer Sicherheit, die keiner der Flüchtlinge auf seiner Flucht hat). So kamen auch wieder 121 „Passagiere“ auf dem Schlauchboot zusammen, welches dann zwei kleine Runden auf der Spree drehte, um einen Eindruck davon zu vermitteln, wie es sich anfühlen kann, eng gedrängt auf so einem Boot zu sitzen. Selbstverständlich war allen klar, dass die gegebene Situation nicht im Geringsten an die furchtbaren Umstände auf dem Mittelmeer heranreichen kann. Aber um einen lebhaften Eindruck zu gewinnen, reichte es allemal, und stieß auch auf einige Presseresonanz. Klar ist, solch lebensgefährlichen Fluchten in überfüllten Nussschalen setzt sich niemand nur wegen der Hoffnung auf ein paar Euro in einer europäischen Flüchtlingsunterkunft aus.Dazu berichteten zwei aus Afrika (Darfur und Nigeria) geflüchtete junge Männer eindrucksvoll von ihren Erlebnissen während der Flucht und ihren darauffolgenden Erfahrungen hier in Deutschland.
Das Sea-Watch-Rettungsschiff ist gerade zur Überholung auf der Werft und soll dann im Frühjahr wieder in See stechen. Solange die Fluchtursachen von Bürgerkriegen, Terror, Unterdrückung, Diskriminierung, aber auch existentieller Hunger und Wegbrechen der Existenzgrundlagen durch den Klimawandel nicht ernsthaft bekämpft werden (Deutschland kann dazu sowohl mit dem Stopp von Rüstungsexporten wie auch mit einer anderen Landwirtschafts-, Rohstoff- und Handelspolitik einiges beitragen), bleibt das ein dringend notwendiges humanitäres Gegengewicht gegen die gescheiterte europäische Abschottungspolitik.
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