Freude über Freilassung

Große Freude bei Uwe Kekeritz und mir als wir jetzt im Bundestag mit Djéralar Miankeol und seinen Kooperationspartnerinnen von Brot für die Welt zusammentreffen konnten. Djéralar war wegen seines Engagements für die Kleinbauern seiner Region im erdölreichen Süden des Tschad im Sommer für 6 Wochen ohne Anklageschrift im Gefängnis und anschließend u.a. aufgrund großen öffentlichen Drucks von uns aus dem deutschen Parlament, dann aber auch z.B. von amnesty international freigelassen worden. Wie schön, ihn weitestgehend körperlich unversehrt hier bei uns in Deutschland zu sehen.

Mit der von ihm gegründeten Organisation Association NGAOUBOURANDI (ASNGA) kämpft der Agrarökonom seit vielen Jahren mit einem Netzwerk einheimischer wie internationaler Partnerorganisationen für die Rechte der Bauern in der Region Moundou, der Kornkammer des Tschad. Seit den frühen 90er Jahren ist in der Region das Ölfieber ausgebrochen, internationale Konzerne haben mit Unterstützung der Weltbank und der tschadischen Regierung Claims abgesteckt und eine große Pipeline zum Hafen an der Küste Kameruns gebaut. Seit Beginn der ersten Planungen gab es große Sorgen, dass die Rechte der ansässigen Kleinbauern dabei hinten über fallen würden, die ich noch aus meiner Zeit des entwicklungspolitischen Engagements bei der DPSG und eirene kenne.

Die damaligen Befürchtungen haben sich leider praktisch komplett bestätigt – wie Djéralar uns nun berichten musste. Das viele Geld, das mit dem Erdöl verdient wurde und wird, bereicherte die internationalen Konzerne und die Eliten in Tschad’s Hauptstadt N’Djamena. Viele Bauern verloren ihr Land an die Ölförderstellen gegen eine zu kleine Entschädigung, mit den Petrodollars stieg die Korruption im Staat und vor allem auch im Gerichtssektor des Tschad massiv an, so dass es kaum möglich ist, sich gegen Willkür der Unternehmen oder auch staatlicher Stellen zu wehren.

Und aktuell bedroht eine weitere Fehlentwicklung die Bauern der Region, damit aber auch die Ernährungsgrundlage des ganzen Landes: Die einheimischen Profiteure des Ölbooms haben mit ihrem Reichtum massiv in die Rinderhaltung investiert. Während diese traditionell in nomadischer Wirtschaft im trockenen Norden und der Mitte des Landes stattfand, während der fruchtbare Süden dem bäuerlichen Ackerbau diente, weiden die riesigen Herden jetzt auch im Süden, um ausreichend Futter zu finden. Auch dieses Land geht den Bauern für ihre Feldarbeit verloren. Um für den Export des Rindfleisches von Nigeria bis Gabun Schlachtkapazitäten zu schaffen, baut ein türkisch-argentinisches Konsortium in Moundou gerade einen riesigen Schlachthof. Leider wird das der Ernährung der Menschen im Tschad wenig helfen, bereichern werden sich wiederum – wie schon beim Öl – einige wenige.

Um so wichtiger, dass es Menschen wie Djéralar Miankeol gibt, die hier an der Seite der Menschen stehen, die kein Gehör und kaum Unterstützung haben.

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