Abwasser – Peter Meiwald http://www.peter-meiwald.de Bundestagsabgeordneter für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Tue, 26 Sep 2017 21:44:11 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.8.2 Arzneimittelrückstände sind ein Problem für unsere Gewässer http://www.peter-meiwald.de/arzneimittelrueckstaende-sind-ein-problem-fuer-unsere-gewaesser/ http://www.peter-meiwald.de/arzneimittelrueckstaende-sind-ein-problem-fuer-unsere-gewaesser/#respond Thu, 20 Oct 2016 15:08:06 +0000 http://www.peter-meiwald.de/?p=10349 ]]> Etwa 30 Prozent der Fließgewässerstrecken in Niedersachsen sind mit Abwässern belastet, die Medikamentenrückstände enthalten. Das hat ein Forschungsprojekt des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) herausgefunden.

Erhöhte und hohe Abwasserbelastungen treten an insgesamt 6 % der gesamten Fließgewässerlänge auf. Großräumig betroffen sind v.a. Abschnitte an der mittleren Hase westlich von Osnabrück sowie südlich der Aller im Raum Hannover-Braunschweig. Kleinräumig finden sich kurze Gewässerabschnitte mit erhöhter und hoher Belastung jedoch auch in anderen Landesteilen, u.a. bei Göttingen, bei Emden und an der oberen Soeste.

Grund für die Belastung ist, dass bestimmte Arzneimittel für den Menschen, wie zum Beispiel auch die weit verbreiteten Schmerzmittel, von kommunalen Kläranlagen bislang nicht ausreichend abgebaut werden.

Für den Menschen sind die Rückstände in den bisher gefundenen Konzentrationen wohl nicht unmittelbar gefährlich, für die Tier- und Pflanzenwelt ist die Medikamentenbelastung jedoch ein Problem. Denn Fische, Schnecken und Frösche reagieren v.a. auf hormonell wirksame Stoffe sehr empfindlich, Schädigungen ihrer Fortpflanzungssysteme können die Folge sein.

Ich finde: Medikamente wie Schmerzmittel oder Antibiotika gehören nicht in unsere Flüsse – sowohl aus der Humanmedizin und natürlich noch viel weniger aus der Tiermedizin. Deswegen müssen die Hersteller von Arzneimittelwirkstoffen mit möglicher Umweltrelevanz verpflichtet werden, sämtliche Informationen bzgl. der absoluten Einsatzmenge, des Umweltverhaltens, der Toxizität sowie der Entfernbarkeit in der Abwasserreinigung und der Wasseraufbereitung zur Verfügung zu stellen, damit alle, die mit diesen Stoffen umgehen – bis hin zu den Kläranlagenbetreibern – alles dafür tun können, dass diese nicht in die Umwelt gelangen. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen aufgeklärt werden, dass sie ihre Medikamentenreste gewässerschonend, und nicht etwa über die Toilette, entsorgen. Bei der Stoffzulassung sollte darüber hinaus die Umweltverträglichkeit künftig viel stärker berücksichtigt werden, so dass die Pharmahersteller bei allem Primat der Medikamentenwirksamkeit ihr Augenmerk bei der Medikamentenentwicklung zukünftig auch auf die biologische Abbaubarkeit ihrer Produkte bzw. eine möglichst geringe Umwelttoxizität legen.

Wir Grüne haben dazu bereits im Frühjahr einen Antrag in den Bundestag eingebracht, der leider im federführenden Umweltausschuss keine Mehrheit gefunden hat.

Auch die Einführung eines Schwellenwerts für Human- und Tierarzneimittel im Grundwasser, wie ihn das Umweltbundesamt fordert, halte ich für sinnvoll.

Hier findet ihr die Studie des NLWKN zum Download.

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Abwasser und Klärschlamm in Amelinghausen http://www.peter-meiwald.de/abwasser-und-klaerschlamm-in-amelinghausen/ http://www.peter-meiwald.de/abwasser-und-klaerschlamm-in-amelinghausen/#respond Thu, 19 May 2016 16:40:05 +0000 http://www.peter-meiwald.de/?p=9060 ]]> Unser Wasser ist zahlreichen Gefährdungen ausgesetzt. Schadstoffeinträge durch die industrielle Landwirtschaft, Pflanzenschutzmittel, Mikroplastik und Arzneimittelrückstände machen es immer schwieriger, eine gute Wasserqualität in unseren Seen und Flüssen zu erhalten. Um sich einen Eindruck von der Situation im Landkreis Lüneburg zu machen, habe ich mich mit Julia Verlinden, eine meiner drei niedersächsischen Kolleginnen aus dem Bundestag und Lüneburger GRÜNEN im Klärwerk Amelinghausen über den geschilderten Sachverhalt informiert. Samtgemeindebürgermeister Helmut Völker, Geschäftsbereichsleiter Michael Göbel und Thomas Meyer, Geschäftsführer des von der Samtgemeinde beauftragten Klärwerksbetreibers purena, informierten uns über die Aufbereitung der Abwässer in den drei Klärstufen. Das Zusetzen von synthetischen Polymeren für den Klärungsprozess sei nicht notwendig, erfuhren wir.

Es wird immer aufwändiger, das verschmutzte Wasser zu reinigen, damit wir es in Trinkwasserqualität als Lebensmittel genießen dürfen:   Julia Verlinden MdB, Peter Meiwald MdB (umweltpolitischer Sprecher der grünen Bundestagsfraktion), Petra Kruse-Runge (grüne Fraktionsvorsitzende im Kreistag), Detlev Schulz-Hendel (Fraktionsvorsitzender der Grünen im Samtgemeinderat), Monika von Haaren und Michael Gaus von der Wassergruppe der Lüneburger Grünen.

Es wird immer aufwändiger, das verschmutzte Wasser zu reinigen, damit wir es in Trinkwasserqualität als Lebensmittel genießen dürfen (v.l.n.r.): Detlev Schulz-Hende (GRÜNER Fraktionsvorsitzender Samtgemeinderat), Michael Gaus (Wassergruppe GRÜNE Lüneburg), Monika von Haaren, Julia Verlinden (MdB), Petra Kruse-Runge, (GRÜNE Fraktionsvorsitzende im Kreistag), Eike Weiss (GRÜNE Lüchow-Dannenberg) und ich. Foto: privat

Der Verzicht auf Polymere würde sich auch positiv auf die Qualität des Klärschlamms auswirken. Mit Interesse besichtigten wir die angeschlossene Klärschlammvererdungsanlage, wo in drei Becken über einen Zeitraum von fast 16 Jahren aus dem Klärschlamm fruchtbarer Humus entstanden ist. Stichproben der Klärschlammerde haben gezeigt, dass alle gesetzlichen Grenzwerte eingehalten und zum Teil deutlich unterschritten werden. Neben Humusstoffen enthält Klärschlamm auch Phosphor, ein wichtiger Baustein für das Pflanzenwachstum. Und da keine synthetischen Polymere eingesetzt wurden, kann die Klärschlammerde landwirtschaftlich verwendet werden. Was noch fehlt, sind Landwirte als Abnehmer.

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Sachverständigenrat der Bundesregierung bestätigt Grüne http://www.peter-meiwald.de/sachverstaendigenrat-der-bundesregierung-bestaetigt-gruene/ http://www.peter-meiwald.de/sachverstaendigenrat-der-bundesregierung-bestaetigt-gruene/#respond Wed, 11 May 2016 12:20:56 +0000 http://www.peter-meiwald.de/?p=8995 ]]> SRU Umweltgutachten 2016

SRU Umweltgutachten 2016

Das jetzt vorgelegte Umweltgutachten 2016 des Sachverständigenrats für Umweltfragen bestärkt uns GRÜNE leider in unserer Einschätzung, dass Deutschland zwar alle Potentiale für eine erfolgreiche Umweltpolitik hat, dass aber die Bundesregierung seit ihrem Amtsantritt ihren schönen Worten nur schwache Taten folgen lässt.

Weiterhin macht das Gutachten des SRU deutlich, dass ein gutes Leben in den planetarischen Grenzen der uns zur Verfügung stehenden Ressourcen mit technischen Lösungen allein nicht zu erreichen ist. Es stellt in aller Deutlichkeit fest, dass die Herausforderungen so groß sind, dass diese mit Maßnahmen „nachsorgenden oder selbst eines technisch- vorsorgenden Umweltschutzes alleine nicht mehr bewältigt werden können.“ Der SRU sieht die Chance in einer umfassend ausgerichteten ökologischen Transformationen, die innovative und strukturkonservative Akteure mitnimmt.

Mit grüner Politik Umwelt schützen und Innovationen antreiben

Das Ressourceneffizienzprogramm ProgRess II. wartet mit viel Prosa auf, ohne konkrete Maßnahmen zu benennen. Es kann nicht angehen, dass Deutschland Müll-Europameister ist. Es braucht ein echtes Ressourcenschutzgesetz, das einen geeigneten Rahmen setzt und ein Wertstoffgesetz, das seinen Namen verdient. Dazu gehört auch, dass Preise für Produkte und Dienstleistungen endlich die wahren Kosten von Ressourcenverbrauch, Umweltbeeinträchtigung und sozialen Folgen ausdrücken. Nur so setzen wir den Rahmen für weniger Umweltverbrauch und konsequente ökologische Innovationen, schaffen Treiber für eine wirtschaftliche Modernisierung mittels neuer energie- und ressourceneffizienter Technologien.

Flächenverbrauch ist eines der ungelösten Umweltprobleme in Deutschland. Der massive Verbrauch des knappen Gutes Fläche durch immer mehr Neubau an Straßen und Wohnraum führt zum Verlust der Biodiversität und Veränderungen im Boden- und Wasserhaushalt. Gerade die gestiegene Nachfrage nach Wohnraum erhöht den Flächenverbrauch. Hinzu kommt der neue Bundesverkehrswegeplan, der massiv den Neubau von Straßen vor den Erhalt stellt. Die Verkehrspolitik der Bundesregierung hat sich offensichtlich seit der Betonpolitik der 1960er Jahren nicht verändert. Eine innovative, zukunftsfähig Mobilitätspolitik mit einer intelligenten Vernetzung aller Verkehrsträger und Mobilitätsangebote senkt aber den Flächenverbrauch.

Im Bereich Energiepolitik sieht es zwar besser aus, Vorreiter ist Deutschland hier aber auch schon lange nicht mehr. Im Hinblick auf die von der EU festgelegten Ziele der 20-20-20-Strategie, nach der in 2020 ein zwanzig Prozent Anteil erneuerbarer Energien erreicht werden soll, haben bereits die Mitgliedstaaten Bulgarien, Estland, Finnland, Italien, Kroatien, Litauen, Rumänien, Schweden und Tschechien bereits ihre nationalen Ziele für erneuerbare Energien für das Jahr 2020 erfüllt. Am weitesten entfernt von ihren erneuerbaren Energiezielen sind: Frankreich, Niederlande, Großbritannien und Irland. Deutschland steht leider im hinteren Mittelfeld – noch hinter dem vielgescholtenen Griechenland. Auch die selbst gesteckten Ziele für Energieeffizienz verfehlt Deutschland deutlich. Hier findet ihr, wie wir Erneuerbare Energien ausbauen, Energieeffizienz verbessern und den Kohlausstieg schaffen.

Wir müssen endlich die Wasserverschmutzung mit Pestiziden und Stickstoffen verringern. Erst kürzlich hat die EU-Kommission die letzte Stufe eines Vertragsverletzungsverfahrens gegen Deutschland eingeleitet, wegen zu hoher Nitratgehalte in deutschen Gewässern. Die hohen Einträge von Pestiziden und Stickstoffen stellen aber eine massive Bedrohung für die Artenvielfalt dar. Es braucht ein wirksames Pestizidreduktionsprogramm, das die Landwirtschaft langfristig in die Lage versetzt, weitestgehend ohne Pestizide auszukommen, und mit dem wirr das Risiko der Pestizidanwendung für Mensch, Artenvielfalt und Umwelt wirksam reduzieren. Auch wollen wir den Umgang mit Nährstoffen an die Umwelt anpassen und so die Stickstoffemissionen verringern.

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Phosphatgewinnung aus Klärschlamm http://www.peter-meiwald.de/phosphatgewinnung-aus-klaerschlamm/ http://www.peter-meiwald.de/phosphatgewinnung-aus-klaerschlamm/#respond Mon, 09 Feb 2015 12:53:35 +0000 http://www.peter-meiwald.de/?p=4734 ]]> Peter Meiwald, Thomas Marwein  und Vertreter des Abwasserzweckverbands Raum Offenburg

Peter Meiwald, Thomas Marwein und Vertreter des Abwasserzweckverbands Raum Offenburg

Das „Stuttgarter Verfahren“ für Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlämmen wurde am Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte und Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart entwickelt. Es scheint erfolgsversprechend, dass dieses chemische Verfahren ohne viel Energieaufwand zukünftig eine Phosphorrückgewinnung aus Klärschlämmen ermöglichen kann.

Magnesium-Ammonium-Phosphat Anlage Offenburg

Im Klärwerk Offenburg-Griesheim wird aus Abwasser wertvoller Rohstoff gewonnen: Phosphor. Dieses wird in der Landwirtschaft als Düngemittel verwendet. Seit 2011 wird in der Pilotanlage in Offenburg an einem erfolgsversprechenden Verfahren zur Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlämmen gefeilt. Langfristiges Ziel ist die Vermarktung des Endproduktes, Magnesium-Ammonium-Phosphat (MAP), als Dünger. Die Zeichen stehen gut – die Zusammensetzung entspricht der Düngemittelverordnung, und das Verfahren erweist sich bisher als relativ wirtschaftlich und umweltschonend.

Endprodukt der Phosphor-Rückgewinnung

Endprodukt der Phosphor-Rückgewinnung

Gemeinsam mit Oberbürgermeisterin Edith Schreiner und Thomas Marwein, dem umweltpolitischen Sprecher der GRÜNEN im Landtag Baden-Württembergs, informierte ich mich über das innovative Verfahren, und dankte dem Geschäftsführer des Klärwerks, Ralph-Edgar Mohn, und den Wissenschaftlern der Universität Stuttgart für die spannenden Einblicke.

Einen Artikel zum Besuch der Anlage in der Badischen Zeitung

Mehr Informationen über die Anlage fidnet ihr hier: Abwasserzweckverband Raum Offenburg (AZV)

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Ökologischer Wahnsinn http://www.peter-meiwald.de/oekologischer-wahnsinn/ http://www.peter-meiwald.de/oekologischer-wahnsinn/#respond Thu, 11 Dec 2014 13:35:25 +0000 http://www.peter-meiwald.de/?p=4383 ]]> In der Oldenburger Onlinezeitung gibt’s einen Artikel zu Mikroplastik in unterschiedlichen Produkten von denen wir Verbraucher_innen direkt betroffen sind.

Dazu habe ich einen virtuellen Leserbrief formuliert:

Danke für den guten Artikel über Mikroplastik. Es stimmt, dass die derzeitige Bundesregierung nicht auf diese neue Gefahr für die Umwelt reagiert. Wir GRÜNE sind aber bereits seit langem der Auffassung, dass hier gehandelt werden muss. Es ist nicht hinnehmbar, dass wir die Umwelt gewollt mit Mikroplastik belasten, indem es Produkten wie Peelings oder Zahnpasta absichtlich beigemischt wird. Die Meere sind schon viel zu voll mit Plastikmüll, da braucht es wirklich nicht noch mehr.

Mikroplastik gelangt ins Abwasser, wird von den Kläranlagen nicht komplett herausgefiltert, und gelangt so in die Flüsse und Meere. Ich habe hierzu im Mai unter dem Titel „Mikroplastik: Harmloser Zwerg oder unsichtbare Gefahr?“ eine Fachveranstaltung durchgeführt und unbefriedigende Antworten der Bundesregierung erhalten, wie sie das Problem einschätzt und nun dagegen vorgehen wird. Diese findet ihr hier. Dieses führte zu einem Antrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die GRÜNEN im Bundestag mit dem Titel „Freisetzung von Mikroplastik beenden“, der sich derzeit in der Abstimmung befindet, aber bereits im Januar in die Beratung kommt.

Ich gehe davon aus, dass die Große Koalition von SPD und CDU/CSU unseren GRÜNEN Antrag ablehnen wird, der die Bundesregierung auffordert, mehr gegen Mikroplastik in Kosmetika und Reinigungsmitteln zu unternehmen. Es gibt aber bereits einige gute Zeichen. Aufgrund des Drucks der GRÜNEN, der Umweltverbände und der Verbraucherorganisationen verzichten immer mehr Hersteller freiwillig auf das Zusetzen von Mikroplastik. Dennoch denken wir: Freiwilligkeit reicht nicht aus, die Regierung müsste endlich handeln.

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Mikroplastik in Kosmetika – Harmloser Zwerg oder unsichtbare Gefahr? http://www.peter-meiwald.de/mikroplastik-in-kosmetika-harmloser-zwerg-oder-unsichtbare-gefahr/ http://www.peter-meiwald.de/mikroplastik-in-kosmetika-harmloser-zwerg-oder-unsichtbare-gefahr/#respond Thu, 08 May 2014 14:29:21 +0000 http://www.peter-meiwald.de/?p=2949 ]]> Fachgespräch Mikroplastik

Fachgespräch Mikroplastik

Primäres Mikroplastik, also kleine Kügelchen oder Fasern aus Kunststoffen, begegnet uns in vielen Bereichen im täglichen Leben – auch dort, wo man es nicht unbedingt erwartet. So wird es auch oftmals in Kosmetik- und Körperpflegeprodukte wie Peelings, Duschgels und Zahnpasten beigemischt. Nach Gebrauch landen die Partikel im Abwasser, und da sie in den Kläranlagen nicht herausgefiltert werden können, auch in den natürlichen Gewässern.

Neue Erkenntnisse zeigen: Immer mehr Mikroplastik landet in der Umwelt – das meiste wird in die Meere gespült, in denen schon ganze Kontinente aus Plastik herumschwimmen, weil dieses nicht abgebaut wird. Aber auch in Böden findet sich Plastik. Jüngste Forschungen zeigen außerdem: Mikroplastik-Teilchen finden sich bereits in der Nahrung, z.B. im Honig, Bier und Trinkwasser. Bekannt ist auch, dass viele Tiere verenden, weil sie (Mikro-)Plastik mit Nahrung verwechseln. Der Bauch ist voll, aber verdaut werden kann Plastik nicht, die Tiere verhungern also mit vollem Magen.

Noch nicht ausreichend erforscht ist, welche Auswirkungen Mikroplastik auf die Gesundheit haben kann, wenn es in die Nahrungskette der Menschen gelangt. Besonders problematisch ist aber offenbar, dass sich an der Oberfläche der kleinen Kugeln hohe Konzentrationen an Umweltgiften feststellen lassen – das Plastik zieht diese Substanzen an und trägt sie dann über Luft und Nahrung in die Körper von Menschen und Tieren, wo sie toxisch wirken.

Nicole Maisch, Sprecherin für Verbraucherpolitik, und Peter Meiwald, Umweltpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen, haben die Problematik näher beleuchtet. Was wird bereits getan, und was müsste noch geschehen, um Mensch und Umwelt vor den Gefahren zu schützen? Darüber diskutierten wir am 7. Mai 2014 mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Umweltverbänden und Industrie sowie einer interessierten Öffentlichkeit.

Vorsorgeprinzip anwenden: Mikroplastik ist eine unnötige Gefahr

Fachgespräch Mikroplastik

Fachgespräch Mikroplastik

Prof. Dr. Liebezeit forscht seit mehreren Jahren intensiv an den Folgen der Einsatzes von Mikroplastik, bis August 2013 an der Universität Oldenburg, seit September letzten Jahres mit der eigenen Firma MarChemconsult. Dabei hat er vor kurzem nachweisen können, dass es sich nicht nur in der Umwelt, sondern bereits in unserer Nahrungskette findet. In seinem Vortrag legte er dar, wo überall Mikroplastik eingesetzt wird und welchen Weg dieses nimmt – von der Verwendung über Meerwasser und Sediment bis in die Mägen von Tieren und dann zum Teil wieder in unsere Nahrungskette. Selbst bei einer Untersuchung von 19 verschiedenen Honigsorten, fand er in allen Plastikpartikel, in vier Sorten sogar industriell hergestelltes Mikroplastik. Außerdem hat er Mikroplastik in Trinkwasser und unterschiedlichen Bieren festgestellt.

Liebezeit forderte daher u.a. ein gesetzliches Verbot von Mikroplastik UND Plastiktüten und nannte denkbare Alternativen, die im Gegensatz zu Plastik abbaubar sind. Außerdem hielt er die Verbraucherinnen und Verbraucher an, auf Plastik zu verzichten.

Nadja Ziebarth, Meeresschutzreferentin beim BUND e.V., leitete die Initiative „Meer ohne Plastik“. Auch sie warnte in ihrem Vortrag eindringlich vor den Gefahren für die Umwelt durch den unkontrollierten Einsatz von Mikroplastik in Produkten. Der BUND fordert eine Reduktion des Kunststoffeintrags in die Umwelt um 50% bis 2020 und ein Ende des Kunststoffeinsatzes in Kosmetika. Diesbezüglich verwies Ziebarth insbesondere auf die Vorgaben der Meeresstrategierahmenrichtlinie (MSRL), welche das Erreichen eines guten Umweltzustands bis 2020 als primäres Ziel nennt, wofür eine Reduktion mariner Abfälle, wie u.a. Mikroplastik, dringend notwendig ist.

Um Verbraucherinnen und Verbrauchern die Möglichkeit zu geben, sich besser darüber zu informieren, welche Auswirkungen mit dem Einsatz von Mikroplastik verbunden sind, und um ihnen die Möglichkeit zu geben, bewusst Produkte ohne Mikroplastik zu kaufen, hat der BUND eine Liste von Kosmetikprodukten erstellt, die Mikroplastik enthalten. In dieser Liste werden auch die Hersteller genannt sowie die gängigen Fachbezeichnungen für verschiedene Sorten an Mikroplastik. Die Resonanz auf die Liste sei sehr groß und habe zahlreiche Nachfragen von Verbraucherinnen und Verbrauchern hervorgerufen. Auch einige Hersteller hätten darauf reagiert und dem BUND einen künftigen Verzicht auf Mikroplastik angekündigt.

Einige Unternehmen steigen freiwillig aus

Birgit Huber, stellvertretende Geschäftsführerin des Industrieverbandes Körperpflege- und Waschmittel e.V., beleuchtete in ihrem Vortrag die Perspektive der Industrie auf Mikroplastik in Kosmetika. Dieses sei günstig in der Herstellung und sehr flexibel einsetzbar. Darüber hinaus sprächen ein sanfter Peeling-Effekt, gute Hautverträglichkeit sowie günstige physikalische und chemische Eigenschaften für den Einsatz. Die Sicherheitsanforderungen des Kosmetikrechts seien sehr hoch. Angesichts der ökologischen Bedenken in der Öffentlichkeit hätten einige Firmen aber bereits angekündigt, zukünftig auf Plastikzusätze zu verzichten, da natürliche Alternativen vorhanden sind. Hierzu zählen zum Beispiel Sand, Holzmehl, Wachse oder Walnussschalen. Mit diesen Alternativen seien aber verschiedene Nachteile und dadurch Herausforderungen verbunden. Ein freiwilliger Verzicht sei aus ihrer Sicht der beste Weg – möglichst auf europäischer Ebene. Dieser sei jedoch nicht von heute auf morgen erreichbar. Sie rechnet mit einem Ausstieg ihrer Mitgliedsunternehmen bis 2015/2016. Jedoch gelte dies nicht für alle Arten von Mikroplastik, sondern nur für die festen Mikroplastikbestandteile. Kunststoffe in Ölen und viskosen Flüssigkeiten und mögliche Alternativen müssten erst noch weiter erforscht werden.

Fachgespräch MicroplastikWas muss geschehen?

Die Vorträge und Diskussionen während des Mikroplastik-Fachgesprächs zeigten, dass es nach wie vor Forschungs- und Weiterentwicklungsbedarf gibt. Die anwesenden Experten bestätigten, dass die Datenlage zu Mikroplastik dünn sei und daher dringender weiterer Forschungsbedarf bestehe. Viele Teilnehmer forderten aber, dass das Vorsorgeprinzip hier bereits jetzt greifen müsse. Mikroplastik in Umwelt und Lebensmitteln sei auf jeden Fall umweltschädlich, höchstwahrscheinlich aber langfristig auch gesundheitsschädlich für uns Menschen. Deshalb sollte auf die unnötige Verwendung in Kosmetika und Reinigungsmitteln schnellstmöglich verzichtet werden zumal Alternativen bereits zur Verfügung bzw. die Produkte bis vor wenigen Jahren auch ohne die Mikrokunststoffe ausgekommen wären. Eine Selbstverpflichtung der Industrie sei dabei nicht ausreichend, sondern gesetzliche Regelungen notwendig.

Fazit: Grüne Bewertung der Veranstaltung

Aus Sicht der GRÜNEN Veranstalter des Fachgesprächs, Nicole Maisch und Peter Meiwald, müssen Konsequenzen aus den vorliegenden wissenschaftlichen Ergebnissen und den Befürchtungen von Verbraucherschützern und Umweltverbänden gezogen werden.

Die Forschungsergebnisse, die vorliegen, beweisen, dass die Ansammlung von Mikroplastik in der Umwelt zu gravierenden Problemen führt. Es ist bekannt, dass Kunststoff sehr beständig ist, es wird in der Umwelt also nicht abgebaut. Meerestiere sterben bei der Aufnahme von Mikroplastik, weil dieses in ihren Mägen bleibt und das Hungergefühl aussetzt. Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit über die Nahrungskette sind bisher viel zu wenig erforscht.

Nach GRÜNER Einschätzung wird hier dem Vorsorgeprinzip nicht ausreichend Rechnung getragen. Ein „Abwarten und Schauen, was passiert“, wie es die Regierung vorhat, halten wir für völlig falsch. In anderen Fällen haben wir gemerkt, wohin es führt, wenn Warnzeichen nicht frühzeitig beachtet werden, z.B. bei der Verwendung von Asbest in Gebäuden. Deutlich wurde im Rahmen des Fachgespräches, dass die nachträgliche Herausfilterung von Mikroplastiken insbesondere aus unseren Gewässern sehr aufwändig, teuer – und bei vielen Kunststoffen auch technisch gar nicht möglich – ist, so dass ein Eingriff an der Quelle, also die Vermeidung des Mikroplastikeinsatzes direkt in der Produktion, auf jeden Fall der sinnvollste Weg zur Begegnung der Problematik ist.

Die Industrie hat erfreulicherweise zumindest in einem Teilbereich bereits konsequenter gehandelt als die Regierung. Viele Hersteller steigen freiwillig aus, das begrüßen wir. Aber freiwillige Maßnahmen reichen nur aus, wenn alle mitmachen. Ansonsten muss die Regierung gesetzgeberisch bzw. über eine Initiative auf EU-Ebene eingreifen – dazu werden wir sie auffordern. Auch einzelne produktbezogene Regelungen sind für uns eine Option, denn jede zusätzliche Tonne Plastik in den Ozeanen ist für uns eine zu viel. Um die Belastung der Ozeane zu reduzieren wird es darüber hinaus auch eine politische Aufgabe sein, die Frage von Mikroplastik und Polymeren z.B. in Anti-Fowling-Anstrichen auch in die Weiterentwicklung der Wasserrahmenrichtlinie für die Binnengewässer einzubringen.

Weitere Forschung halten wir für extrem wichtig, um die Auswirkungen von Mikroplastik besser abschätzen zu können. Insbesondere bezüglich wasserlöslicher Kunststoffe besteht dringender Forschungsbedarf. Diese Forschung muss von der Regierung stärker als bisher unterstützt werden.

Außerdem müssen Verbraucherinnen und Verbraucher besser über die Umweltgefahren, die über die Gesamt-Lebensdauer von Mikroplastik ausgehen, aufgeklärt werden. Hier sehen wir sowohl die Industrie, als auch die Regierung in der Verantwortung. Die Medien haben das Problem aufgegriffen, auch das hilft sicherlich. Aber eine zusätzliche Informationskampagne des Umweltbundesamtes wäre zu begrüßen.

Wir Grüne werden weiter an dem Thema arbeiten. Die Abgeordneten der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen danken allen TeilnehmerInnen und ExpertInnen für ihre Zeit und den guten Gedankenaustausch.

Publikationsliste Dr. Liebezeit

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