Degrowth – Peter Meiwald http://www.peter-meiwald.de Bundestagsabgeordneter für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Tue, 26 Sep 2017 21:44:11 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.8.2 Bundesverkehrswegeplan: Falsche Berechnung, rückständig, klimaunverträglich http://www.peter-meiwald.de/bundesverkehrswegeplan-falsche-berechnung-rueckstaendig-klimaunvertraeglich/ http://www.peter-meiwald.de/bundesverkehrswegeplan-falsche-berechnung-rueckstaendig-klimaunvertraeglich/#respond Mon, 11 Jul 2016 13:38:38 +0000 http://www.peter-meiwald.de/?p=9579 ]]> Unnötiger Flächenverbrauch auf Grundlage von vagen Annahmen

Unnötiger Flächenverbrauch auf Grundlage von vagen Annahmen © by Jörg Brinckheger/pixelio.de

Nach diversen Nachfragen und Kritiken unserer Bundestagsfraktion zur Vereinbarkeit des Entwurfs zum Bundesverkehrswegeplan mit den internationalen und Nationalen Zielen der Bundesregierung zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit, auf die Umweltministerin Barbara Hendricks immer nur wieder wiederholen konnte, dass sie noch mit Minister Dobrindt im Gespräch sei, wird immer deutlicher, in wie verheerender Art und Weise der Bundesverkehrsminister offenbar bereit ist, jegliche Argumente seiner Beton-Ideologie unterzuordnen.

Nun hat auch die niedersächsische Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen bei der Marburger Fachagentur für Verkehrsplanung, RegioConsult, noch ein Gutachten zum Entwurf des Bundesverkehrswegeplanes 2030 (BVWP) am Beispiel der Planungen zur A20 und zur A39 erstellen lassen, welches jetzt präsentiert wurde. Das Gutachten bestätigt zahlreiche Zweifel auch an den ökonomischen Korrektheit der Berechnungsmethoden des vorliegenden, noch nicht beschlossenen, Bundesverkehrswegeplanentwurfs.

Damit wird immer weniger zu leugnen, dass A20 und A39, die ja auch schon auf der Streichliste des Umweltbundesamtes (UBA) stehen, nicht nur eine verheerende Umwelt- und Flächenverbrauchsbilanz haben, sondern auch volkswirtschaftlicher Unsinn sind. Nur durch absurde Tricksereien ist es dem Bundesverkehrsministerium bisher gelungen, hier überhaupt noch einen sogenannten positiven Nutzen-Kosten-Faktor in den Plan hereinzuschreiben. Legt man die deutlich realistischeren Zahlen des RegioConsult-Gutachtens zugrunde, lösen sich diese vollständig ins „Unwohlgefallen“ auf.

Um so erschreckender ist, dass auch CDU und SPD im niedersächsischen Landtag aus verblendeter Ideologie weiterhin an diesen sinnlosen Milliardengräbern festhalten wollen.

So äußerte der CDU-Fraktionsvorsitzende im Landtag, Björn Thümler, im NWZ-Interview, dass er keinen Grund sehe, sich mit den Fakten des Gutachtens zur Sinnlosigkeit von A20 und ‎A39 zu befassen. Finster! Auch durch solches Gerede in Interviews bestärkt man bei manchen Menschen in der Bevölkerung den Eindruck, dass es bei einigen PolitikerInnen weniger um Fakten und Argumente, sondern mehr um Ideologie geht. Andererseits macht das Interview auch deutlich, dass er den Bezug zur Realität weitestgehend verloren zu haben scheint, wenn er von der A20 als einer „in ganz Norddeutschland fast unumstrittenen Autobahn“ spricht. Wo lebt der Mann? Knapp 20 Bürgerinitiativen und Verbände kämpfen mit Zehntausenden von Stellungnahmen und Einwendungen seit bald 15 Jahren in allen Landkreisen zwischen Westerstede und Stade gegen dieses sinnlose Prestigeprojekt, während die wenigen IHK-Stimmen dafür wohl hauptsächlich von CDUSPDFDP wahrgenommen werden. Und wo sind Herrn Thümlers Argumente für eine solche Miliardenverschwendung. Im Interview? Fehlanzeige!

Und auch unser Koalitionspartner in Hannover, Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies, vertritt leider in der Nordwest-Zeitung, dass seine Meinung unerschütterlich feststehe, unabhängig von den jetzt aufgeworfenen Fakten. Traurig! Auch so bestärkt man bei manchen Menschen in der Bevölkerung den Eindruck, dass es bei einigen PolitikerInnen weniger um Fakten und Argumente, sondern mehr um Ideologie geht.

Und auch an anderer Stelle in Niedersachsen wird die unseriöse Arbeit bei der Erstellung des Verkehrswegeplans durch das große Engagement einer Bürgerinitiative aktuell wieder entlarvt: bei der Ortsumfahrung Bad Iburg im Rahmen der B51 wird mit veralteten Zahlen an einem Projekt für 57,2 Mio € festgehalten, das in der aktuellen Situation kein Mensch vor Ort mehr haben will.

Hier zum Nachlesen ein offener Brief der Ratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen Bad Iburg an Herrn Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur:

Offener Brief an Herrn Ferlemann BMVI

…der sich auf die Antwort des Ministeriums auf meine entsprechende Schriftliche Frage bezog:

Stellungnahme BMVI

Es bleibt festzustellen: Dieser Entwurf des Bundesverkehrswegeplans muss schnellstens auf den Müllhaufen der Geschichte entsorgt werden, denn bei seiner Aufstellung wurden systematisch die Nutzeneffekte überhöht berechnet und technische und gesellschaftliche Veränderungen ignoriert (Änderungen im Mobilitätsverhalten der Zukunft, Elektromobilität, vernetzte Mobilitätsketten von Fahrrad, ÖPNV, SPNV und PKW, klimafreundliche Verlagerung des Güterverkehrs auf die Bahn spielen keine Rolle).

Es kann natürlich passieren, dass trotz aller fundierter Kritik der Entwurf des Bundesverkehrswegeplans großkoalitionär beschlossen wird. Doch dem nächsten Regierungswechsel in Berlin wird dieser vorgestrige Bundesverkehrswegeplan nicht standhalten können. Weder die Klimaschutzziele der Bundesregierung noch jene von Paris lassen sich mit den Maßnahmen im Entwurf erreichen. Die Menschen sehen solche Widersprüche und denken Mobilität heute anders als noch vor zwanzig Jahren. Im Zweifel wird die nächste Bundesregierung das Thema neu aufrollen müssen.

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Regionalentwicklung und Kommunalpolitik anders denken http://www.peter-meiwald.de/regionalentwicklung-und-kommunalpolitik-anders-denken-eine-diskussion-um-postwachstum/ http://www.peter-meiwald.de/regionalentwicklung-und-kommunalpolitik-anders-denken-eine-diskussion-um-postwachstum/#comments Fri, 20 May 2016 16:52:07 +0000 http://www.peter-meiwald.de/?p=9041 ]]> v.r.n.l.: Anja Humburg, Dr. Julia Verlinden MdB & ich

v.r.n.l.: Anja Humburg, Dr. Julia Verlinden MdB & ich

Eine Diskussion um Postwachstum

Mit den Grenzen des Wachstums und vor allem den Grenzen unserer Ressourcen und der Belastbarkeit von Umwelt und Natur, müssen wir für die Zukunft ein neues „Gesellschaftsmodell“ entwickeln, bei dem die Wirtschaft der Natur angepasst wird und nicht umgekehrt.

Schon jetzt werden beispielsweise in Deutschland pro Kopf viermal so viele Ressourcen verbraucht, wie uns global gesehen eigentlich zur Verfügung stehen würden. Zu einer diesbezüglichen Abendveranstaltung im Ostbahnhof in Dannenberg hatte mich meine Kollegin und dort heimische grüne Bundestagsabgeordnete, Dr. Julia Verlinden eingeladen. Außer ihr und mir als umweltpolitischem Sprecher der Fraktion dabei: die Umweltwissenschaftlerin und Journalistin Anja Humburg sowie Reinhard Siebolds, Sprecher vom Grünen Ortsverband Elbtalaue.

In der Diskussion wurde deutlich. dass auch im Wendland ist der „ökologische Fußabdruck“ unseres Lebens und Wirtschaftens zu groß ist. Die Menge des CO2– Ausstoßes pro Person beispielsweise ist hier nicht bedeutend niedriger als im Rest von Deutschland – und damit noch deutlich zu hoch, wenn wir eine enkeltaugliche Zukunft anstreben.

In meinem Beitrag skizzierte ich einmal mehr das Ziel der doppelten Entkopplung: Wirtschaftliche Entwicklung muss viel stärker als bisher vom Ressourcenverbrauch entkoppelt werden, damit dieser nicht weiter steigt, sondern sinken kann. Außerdem – hierauf weisen wir als grüne Bundestagsfraktion ja auch mit unserem Jahreswohlstandsbericht hin – ist es sinnvoll und erstrebenswert, Lebensqualität von Wirtschaftswachstum zu entkoppelt.

Die Umweltwissenschaftlerin und Journalistin Anja Humburg verwies in der Diskussion darüber hinaus auf diverse positive Praxisbeispiele, wie etwa der gemeinschaftsorientierten Landwirtschaft (CSA) in Tangsehl. Dort werden deren Mitglieder mit Früchten der Saison versorgt und zahlen dafür einen festen Monatsbeitrag. Sie forderte ein „essentielles Praktizieren von postkollapsfähigen Kulturtechniken“, und betonte, dass in diesem Fall Gruppen der Bevölkerung weiter als die Politik seien. Die „Degrowth-Bewegung“ hat demnach schon eine große Breite und Dynamik erreicht. Gerade unter jungen Leuten ist das Bewusstsein für ein Ende des Wachstums weit verbreitet.

Reinhard Siebolds stellte des Weiteren den Bezug zur kommunalpolitischen Ebene her. Er forderte die Rekommunalisierung von wichtigen Diensten der Daseinsvorsorge. Für ihn ist es eine kulturelle Lebensstilfrage, sich wieder mehr auf regionale Kreisläufe zu besinnen.

Die Diskussion mit dem Publikum drehte sich um philosophische Grundsatzfragen einerseits, aber auch um konkrete praktische Beispiele und Herausforderungen vor Ort.  Die Debatte wird auch im Wendland fortgesetzt werden: So soll das Thema beispielsweise im Rahmen des „Masterplan Klimaschutz“ weiter bearbeitet werden. Dafür ist geplant eine Arbeitsgruppe Suffizienz beim Landkreis einzurichten, die weitere Schritte für die praktische Umsetzung erarbeiten will.

Julia Verlinden zog als Moderatorin abschließend ein positives Resümee: „Es bleibt unser Ansporn, die Lebensqualität im ländlichen Raum zu erhöhen und dies nicht auf Kosten der Natur oder zukünftigen Generationen. Das Wendland hat sowohl durch seine natürliche Vielfalt, als auch durch seine kreativen Menschen die besten Voraussetzungen für eine spannende gesellschaftliche Transformation und für Pioniere einer ganz neuen Postwachstums-Kultur.“ Dem kann ich mich nur anschließen, und hinzufügen, dass dies selbstverständlich auch nicht minder für meine Region Weser-Ems gilt.

Herzlichen Dank noch einmal für die Einladung zu diesem produktiven und spannenden Abend!

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Ein gutes Leben für alle Menschen http://www.peter-meiwald.de/ein-gutes-leben-fuer-alle-menschen/ http://www.peter-meiwald.de/ein-gutes-leben-fuer-alle-menschen/#respond Wed, 21 Oct 2015 12:10:38 +0000 http://www.peter-meiwald.de/?p=7078 ]]> Das englische Wort „Degrowth“ ist nicht nur schwer auszusprechen, sondern auch inhaltlich nur wenigen Menschen bekannt. Der OV Edewecht im Ammerland hatte mich eingeladen, mit ihm eine Diskussion über „Degrowth“ zu führen. „Wo bitte geht´s zur Zukunft? – Was kommt nach der Wachstumsgesellschaft“ hieß der Abend und es gab ein spannendes Gespräch.

Degrowth übersetze ich für mich mit „Ende des Wachstumsglaubens“, „Postwachstum“ oder „Wachstumswende“, wörtlich würde man wohl von „Schrumpfung“ sprechen. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass eine auf stetigem Wachstum basierende Gesellschaftsform auf die Dauer keine Zukunft auf unserer begrenzten Erde hat. Bodenschätze, aber insbesondere der Boden als Grundlage nicht nur unserer Landwirtschaft sind endlich und auch mit noch so viel Technologie nicht immer weiter vermehrbar. Und nicht nur beim Verbrauch leben wir bereits weit über die planetaren Grenzen hinaus, auch bei unseren Emissionen, speziell bei den Treibhausgasen und beim Stickstoff, muten wir unserer Erde weit mehr zu als sie verkraften kann.

Jeder fängt bei sich selbst an, wenn ein nachhaltiger Lebensstil das Klima schützen soll (v.l.n.r.): Edeteilen Grambert, Ingo Faustmann, Dieter Herde, Christel Ahlers, Uwe Heiderich-Willmer, Hiltrud Engler, N.N. und ich.

Jeder fängt bei sich selbst an, wenn ein nachhaltiger Lebensstil das Klima schützen soll (v.l.n.r.): Edeteilen Grambert, Ingo Faustmann, Dieter Herde, Christel Ahlers, Uwe Heiderich-Willmer, Hiltrud Engler, Hergen Erhardt, N.N. und ich.

Wir müssen also unseren Wohlstand, unseren Lebensstil von wachsendem Ressourcenverbrauch entkoppeln. Da dies aufgrund des sogenannten Reboundeffektes aber nicht durch Effizienzsteigerungen allein möglich ist, muss es für uns im reichen „globalen Norden“  auch darum gehen, unser Wohlergehen anders, unabhängig von steigendem Konsum, ständiger Beschleunigung und Arbeitsverdichtung und Wachstum zu definieren. Neue Wohlstandsindikatoren abseits des Bruttoinlandsproduktes müssen her.

Gleichzeitig zwingt die globale Ungleichheit der Verteilung des Wohlstands und Konsums dazu, dass es nicht ausreichen wird, unseren Umweltverbrauch auf dem heutigen Niveau einzufrieren und anderen Teilen der Welt eine „nachholende Entwicklung“ zu ermöglichen. Globale Gerechtigkeit unter den Vorzeichen einer begrenzten Erde verlangt vielmehr ein grundsätzliches Nachdenken über unsere Konsumgesellschaft.  Eine Wachstumswende wird sich deshalb an den planetaren Grenzen, die es ermöglichen, die ökologischen Lebensgrundlagen zu erhalten, orientieren müssen. Das kann nicht nur ein politisches Projekt sein, sondern erfordert einen kulturellen Wandel.

Einige Leitfragen dazu haben wir angesprochen:

  • Brauche ich den ganzen Mist wirklich?
  • Entschleunigung?
  • Sharing?
  • Kreislaufwirtschaft, Cradle to cradle?
  • Unternehmen ohne Wachstumsziel?
  • Arbeit anders teilen?

Bei dem Abend in Friedrichsfehn sind wir in unserer Diskussion natürlich auch immer wieder auf die aktuelle Flüchtlingssituation gestoßen. Beim Thema Fluchtursachen stößt man neben Fragen der Rüstungsexporte immer wieder auf die Frage, inwieweit unser Wirtschaften in den reichen Ländern Menschen in armen Ländern die Lebensgrundlagen streitig macht. Fairer Handel statt eines ungezügelten Freihandels à la TTIP und CETA könnte hier helfen.

Was mich hoffen lässt, ist, dass offenbar doch immer mehr Menschen in ihrem Leben merken, dass das aktuelle System auf die Dauer nicht gesund und zukunftsfähig ist. Immer mehr junge Menschen – gerade in den Städten – verabschieden sich vom Besitz eines Autos. Sie sehen schlicht keine Notwendigkeit mehr darin, sondern nutzen über Car-Sharing dann ein Auto, wenn sie wirklich eines brauchen. Manche machen noch nicht einmal mehr einen Führerschein, weil sie intelligenter in ihrer Stadt mobil unterwegs sind. Der Club of Rome hat 1972 „Die Grenzen des Wachstums“ veröffentlicht. Papst Franziskus im vergangenen Mai seine Enzyklika „Laudato Si“ publiziert, in der er die soziale Frage stellt und dem Kapitalismus vorwirft, dass die Wirtschaft Mensch und Umwelt tötet. Klarer geht es kaum. Bei der Demo gegen TTIP am 10.Oktober waren 250.000 Menschen auf den Beinen und Wirtschaftsminister Gabriel sah sich genötigt, am selben Tag ganzseitige Anzeigen in Tageszeitungen in ganz Deutschland zu schalten, um den Bürger_innen vorzuhalten, wie dufte dieses Handelsabkommen mit den USA ist. Diese selbsternannte Elite steht mit dem Rücken an der Wand, weil sie merken, wir Lemminge gehen nicht sehenden Auges auf die Steilküste zu.

Insofern bin ich recht optimistisch, dass wir einen gesellschaftlichen Bewusstseinswandel gemeinsam hinbekommen. Nur wir müssen bei uns selber beginnen: Wer weiter denkt, kauft näher ein!

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Auf dem Weg in die Zukunft!?! http://www.peter-meiwald.de/auf-dem-weg-in-die-zukunft/ http://www.peter-meiwald.de/auf-dem-weg-in-die-zukunft/#respond Mon, 01 Dec 2014 09:22:28 +0000 http://www.peter-meiwald.de/?p=4194 ]]> Auf Einladung des KV Tübingen durfte ich jetzt an der Auftaktveranstaltung der GRÜNEN AKADEMIE mitwirken und ein Seminar unter dem vielversprechenden Titel „Degrowth – was kommt nach der Wachstumsgesellschaft?“ anleiten.

Nach einer kleinen Einführung ins Thema anhand einiger Kernbegriffe der aktuellen Debatte – „Gutes Leben“ (BuenVivir), „Enkeltauglichkeit“, „Ökologischer Fußabdruck“ (Footprint), „Reboundeffekt“, „Doppelte Entkopplung“ kamen wir in eine sehr spannende Debatte zur Frage, wie Wirtschaft ohne Wachstum denkbar sein könnte, wie die Frage der globalen Gerechtigkeit mit dem Postwachstumsgedanken verknüpft sein kann und wie sich Degrowth-Ideen und -Konzepte in konkretes kommunalpolitisches Handeln umsetzen lässt. Bekannt ist doch mittlerweile, dass wir als Erdbevölkerung mittlerweile die Reproduktionskapazität unserer Erde deutlich überschritten haben – so als ob wir fast 2 Erden zu unserer Verfügung hätten. Dabei ist die Verteilung zwischen den einzelnen Ländern und ihren Bevölkerungen natürlich höchstgradig ungleich.

Ein wesentliches Element für die Suche nach Lösungen ist dabei immer wieder die Veränderung, die in unseren Köpfen beginnen muss. Warum sind wir z.B. in unseren Nachrichtensendungen seit Jahren so fixiert auf Börsenkurse und BIP-Entwicklung anstatt nach Indikatoren menschlichen Wohlbefindens und sozialer Entwicklung zu schauen? Warum machen wir uns (lassen uns machen) in der Arbeitswelt so viel Druck, dass psychische Erkrankungen mittlerweile die Rückenleiden als Arbeitsausfallsursache Nr. 1 abgelöst haben? Sollte es uns nicht zu denken geben, dass seit vielen Jahren in unserem reichen Land trotz stetig steigender Wirtschaftsleistung und materiellem Reichtum die Zufriedenheit/das subjektive Glücksempfinden der Menschen nicht mehr wächst?

Als GRÜNE müssen wir diesen Fragen Raum geben und gemeinsam mit der vielfältigen Diskussion in der Zivilgesellschaft, wie sie beispielweise auf dem internationalen Degrowth-Kongress im September in Leipzig geführt wurde, Antworten suchen. Politik ist dabei gefordert, endlich wirtschaftspolitisch Rahmen zu setzen und Leitplanken überall dort einzuziehen, wo die planetarischen Grenzen überschritten werden und unsere Lebensgrundlagen z.B. in Bezug auf unser Klima und die Biodiversität bedroht sind. Der Markt allein regelt das nicht! Allerdings kann es auf diesem Weg durchaus hilfreich sein, marktwirtschaftliche Elemente und Anreize einzusetzen wie es ja durchaus erfolgreich zum Beispiel bei der Energiewende in Deutschland gelungen ist.

Daneben aber passiert schon eine ganze Menge in der Gesellschaft, was gar nicht von Politik geregelt wird, sondern „von unten“ entsteht – Sharing Economy, Crowdfunding, Urban Gardening, Reparatur-Netzwerke, Tauschkreise, Komplementär-Währungen, Upcycling, Cradle to Cradle, Bürger-Solarkraftwerke, Commons, Grundeinkommen, Gemeinwohl-Ökonomie, Urban Manufacturing, Open Source, Transition Towns …
Der Fortschrittsbegriff erfährt gerade einen grundlegenden Kulturwandel von der Gleichsetzung mit technischen Errungenschaften hin zu einer Gleichsetzung mit sozialen Innovationen.

Das macht Hoffnung in Zeiten, wo auch wir PolitikerInnen nicht die Weltformel für den Weg in die Zukunft anzubieten haben!

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Grüne Wirtschaft als ästhetisches Programm http://www.peter-meiwald.de/gruene-wirtschaft-als-aesthetisches-programm/ http://www.peter-meiwald.de/gruene-wirtschaft-als-aesthetisches-programm/#respond Tue, 18 Nov 2014 08:38:23 +0000 http://www.peter-meiwald.de/?p=4048 ]]> Podium "Grüne Wirtschaft als ästhetisches Programm"

Podium „Grüne Wirtschaft als ästhetisches Programm“

Die Böll Stiftung hatte für Freitag, den 14. November 2014, eine Veranstaltung mit dem Titel „Von Österreich lernen – Grüne Wirtschaft als ästhetisches Programm“ organisiert. Vor der Podiumsdiskussion begrüßten Ulle Schauws, MdB und Sprecherin für Kulturpolitik, und Christian Römer von der Heinrich-Böll-Stiftung das Auditorium im großen Saal 2 der Heinrich Böll Stiftung.

Als kurze Einführung stellte Volker Plass, Mitglied des Bundesvorstands der österreichischen Grünen und Sprecher der Grünen Wirtschaft, die Kampagne „Ändern gut. Alles gut.“ der österreichischen Grünen und den zugrundeliegenden Leitbilddiskurs vor. Volker Plass räumte mit Mythos der Effizienzrevolution auf, in dem er die Problematik des Rebound-Effekts kurz vorstellte. Denn die eingesparten Ressourcen werden eben nicht gespart, sondern für die Produktion weiterer Produkte verwendet. Daher stellt sich für die Frage, wie postmaterieller Wohlstand, attraktiv organisiert werden kann. Sozusagen, wie die neue Ästhetik der Reduktion aussehen sollte. Für Volker Plass war klar, dass die Transformation entweder frühzeitig „by design“ oder als Zwang „by desaster“ stattfinden wird.

Johnny Nesslinger, Sport- und Wirtschaftswissenschaftler und Vertreter der Plattform Footprint in Österreich, verdeutlichte in seinem Vortrag den aktuellen Ressourcenverbrauch am Beispiel des ökologischen Fußabdrucks.

Peter Meiwald auf dem Podium

Intensive Diskussion mit dem Publikum

Auf dem Podium diskutierte ich dann mit den Referenten aus Österreich sowie Adrienne Goehler, ehemalige Präsidentin der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und Kuratorin für Ausstellungsprojekte im Kontext von Ästhetik und Nachhaltigkeit in Berlin, und Dr. Hermann E. Ott, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH, grüne Wirtschaft als ästhetisches Programm und wie Wirtschaft zukunftsfähig gestaltet werden kann. Gerade in Zeiten niedrigen Wachstums in den Industrienationen stellt uns die Frage, wie wir in Zukunft Wirtschaft organisieren vor immense Herausforderungen. Stichworte waren hier unter anderem share economy, Reparatur-Netzwerke, Crowdfunding, Tauschkreise, Komplementär-Währungen Gemeinwohl-Ökonomie, Urban Manufacturing, Open Source. Um den Rebound-Effekt zu entkommen könnte die doppelte Entkopplung des Ressourcenverbrauchs und der Lebensqualität von der Steigerung des Wirtschaftswachstums hilfreich zu sein. Dies wird allerdings sicher kein rein ökonomisches Projekt sein, sondern vor allem ein sozio-kulturelles.

Hier ist Beitrag „Ästhetik einer reduktiven Moderne“ von Volker Plass zu finden.

Hier geht es zur Debattenhomepage Wirtschaft und Wohlstand der Grünen

 

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Eine andere Wirtschaft ist möglich: Der DeGrowth Kongress http://www.peter-meiwald.de/eine-andere-wirtschaft-ist-moeglich-der-degrowth-kongress/ http://www.peter-meiwald.de/eine-andere-wirtschaft-ist-moeglich-der-degrowth-kongress/#respond Thu, 25 Sep 2014 09:56:28 +0000 http://www.peter-meiwald.de/?p=3670 ]]> DeGrowth Kongress

DeGrowth Kongress

Der Degrowth Kongress, oder auch Vierte Internationale Degrowth-Konferenz für ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit, fand vom 2.-6. September 2014 in Leipzig statt. Besonders beeindruckend waren die vielen Vorträge, Workshops, Panels und anderen Veranstaltungsformate, die angeboten wurden und es schwer machten, sich in dem überwältigenden Programm zu entscheiden.

Peter Meiwald auf dem Weg zum DeGrowth Kongress

Peter Meiwald auf dem Weg zum DeGrowth Kongress

Leider hatte ich nur einen Tag Zeit, an der Konferenz teilzunehmen, dieser hat sich aber definitiv gelohnt! Es ging recht früh am Donnerstag mit der Zugfahrt nach Leipzig und den Eröffnungsvorträgen los. Der erste Vortrag von Frau Prof. em. Biesecker widmete sich dem Thema „(Re)Produktivität als ökonomisches Paradigma einer sozial-ökologischen Wirtschaft“ und zeigte auf, wie die moderne kapitalistische Ökonomie die Produktivitäten der unbezahlten Arbeit und der Natur systematisch zerstört. Nach Ansicht von Frau Prof. em. Biesecker verbindet eine zukunftsfähige Ökonomie Produzieren mit dem Wiederherstellen und Erneuern der sozialen und ökologischen Produktionsvoraussetzungen.

Der zweite Vortrag an diesem Morgen wurde aus Indien via Livestream übertragen. In ihrem Vortrag verdeutlichte Frau Sunita Narain, dass der globale Süden aufgrund der Klimaschulden des Nordens ein „Recht auf Wachstum“ hat. Wie können aber die Bedürfnisse Aller befriedigt werden ohne die gleichen Fehler wie der Norden wieder zu begehen? Für Frau Narain ist klar, dies kann nur geschehen, wenn die Bahn von Wachstum und Entwicklungen umgeschrieben wird.

DeGrowth Seminar mit Uwe Schneidewind

DeGrowth Seminar mit Uwe Schneidewind

Nach einem schnellen Kaffee stand für mich der Workshop „Resource efficiency beyond GDP“ (Ressourceneffizienz jenseits des BIP) auf dem Programm. Hier traf ich unseren „alten“ Oldenburger Mitstreiter Prof. Dr. Uwe Schneidewind wieder, der nach seiner Zeit als Präsident der Uni Oldeburg heute das renommierte Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH leitet. Ziel des Workshops war es, Möglichkeiten zu diskutieren, wie über das BIP hinausgegangen und sich bei der Bewertung von Wohlstand auf die Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse konzentriert werden kann. Statt die Frage zu beantworten, wie viele Ressourcen für die Produktion von Waren und Dienstleistungen benötigt werden, wollten die ReferentInnen einen konzeptionellen Rahmen vorschlagen wie viele Ressourcen erforderlich sind, um menschliche Bedürfnisse und die

Lebensqualität für alle Menschen gerecht zu gestalten. Ein kleiner Schritt dazu wäre beispielsweise die Ablösung der ewigen Börsennachrichten in unseren Medien durch regelmäßige Informationen über den Stand anderer Wohlstandsindikatoren, die wirklich etwas darüber aussagten, wie es den Menschen in unserem Land/unserer Welt geht.

Danach haben sich einige Grüne BesucherInnen und OrganisatorInnen der Konferenz, u.a. natürlich auch unsere Landtagsabgeordnete Susanne Menge, die mit dem Fahrrad nach Leipzig gekommen war,  noch in direkter Nachbarschaft zur historischen Nikolaikirche zwecks Vernetzung getroffen.

Hier findet ihr eine Dokumentation des DeGrowth Kongresses http://leipzig.degrowth.org/de/aktuell/

 

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