Kühe – Peter Meiwald http://www.peter-meiwald.de Bundestagsabgeordneter für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Tue, 26 Sep 2017 21:44:11 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=4.8.2 „Schnack vernünfti mit mi“ http://www.peter-meiwald.de/schnack-vernuenfti-mit-mi/ http://www.peter-meiwald.de/schnack-vernuenfti-mit-mi/#respond Wed, 14 Aug 2013 04:55:51 +0000 http://www.peter-meiwald.de/?p=1405 ]]> Drei Viertel Wahrheit auf 75 ha Grünland

„Ich bin Bauer und meine Kühe können tanzen.“ Der das sagt heißt Matthias Stührwoldt und mit dem ersten Teil seiner Aussage hat Biolandwirt aus Stolpe in Schleswig-Holstein zweifellos recht. Ob es stimmt, dass seine 65 Milchkühe tanzen können, ist im kommenden Frühjahr auf seinen Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen, wenn Milchbauer Stührwoldt seine Kühe auf die Weide entlässt.

Matthias Stührwoldt Live

Bewusst hatten wir am Sonntag nicht zu einer agrarpolitischen Analyse in den blätterteich nach Oldenburg eingeladen, sondern uns auf eine literarische Reise ins Landleben begeben.

Autor und Landwirt Stührwoldt hat sein Publikum ganz fix eingefangen. Auf platt und auf hochdeutsch. Er liest auch nicht vor, was ja eigentlich zu erwarten ist bei einer Lesung. Nein, er erzählt. Von seinem Fendt Helmut, einem Trecker mit Verdeck, der aufgrund seines Alters zum Koppelkellner degradiert worden ist, dafür aber umso mehr geschätzt wird auf seinem Hof. Ein Relikt aus vergangenen Zeiten, das Stührwoldt ehrt, dem Betrachter aber eher ein müdes Lächeln entlockt angesichts topmoderner „Agrarraumschiffe“, die auf den Straßen im Südoldenburgischen locker ihre 80 Sachen schaffen. Oder sein Werdegang zum Erwachsenen mit Anfang 40, da hatte er schon selbst fünf Kinder, doch erst dann zogen seine Eltern aus dem gemeinsamen Bauernhaus und er war endlich selbständig. Sehr zum Verdruss seiner Mutter verschob er daraufhin die Melkzeit von Viertel vor Fünf in der Frühe auf sieben Uhr, um nach seinen Lesungen länger schlafen zu können. Ein Bruch mit einer 400jährigen Hof-Tradition.

Stührwoldt setzt sich mit seinen liebevollen Schilderungen von Freud und Leid des Bauernlebens dafür ein, dass die überschaubaren Höfe eine Zukunft haben: „Doch gegen die Milchindustrie haben wir es schwer. Bald wird es nur noch ganz, ganz wenige Milchhöfe meiner Größe geben. Wenn ihr eine Kuh auf der Weide seht, fotografiert sie.“ Seine Lösung für die Zukunft: „Regionalität. Wir gründen mit 35 anderen Biolandwirten eine Molkerei, um unsere Produkte gemeinsam anzubieten. Das ist unsere Chance, am Markt zu bestehen.“ Auch deswegen schreibt er dagegen an, dass die Schätze der Natur, die dem Landwirt anvertraut sind, verloren gehen.

Als GRÜNE sind wir schon seit geraumer Zeit die Partei der bäuerlichen Arbeit im Einklang mit unseren natürlichen Lebensgrundlagen – und das auch und gerade aus der Sicht des Verbrauchers. Die immer noch anhaltende Tendenz zu immer größeren Höfen in agrarindustriellen Strukturen wie aktuell gerade in Rastede zu beobachten macht ja nicht nur uns, sondern besonders auch den bäuerlich wirtschaftenden Landwirten wie Matthias Stührwoldt große Existenzsorgen. Doch gerade die bäuerliche Landwirtschaft gilt es zu erhalten, sind doch deren Produkte keine anonym hergestellten Waren. Und nur in überschaubarer Hofgröße ist artgerechte Weidehaltung der Milchkühe zu organisieren, nachdem die Schweine schon vor geraumer Zeit von den Weiden verschwunden sind.

Hiltrud Neidhart, Vorstandssprecherin der Oldenburger Grünen, bedankte sich bei Stührwoldt dafür, dass er mit seinen Geschichten aus dem Dorf- und Hofleben einen wichtigen Teil dazu beitrage, dass diese Welt, die zu verschwinden droht, wahrgenommen wird: „Es reicht nicht aus, regelmäßig regionale Produkte auf den Märkten dieser Stadt zu kaufen, aber es ist ein wichtiger Schritt. Wichtig ist, dass sich die Stadt- und die Landbevölkerung solidarisieren.“

Matthias Stührwoldt Gruppenfoto

V.l.n.r.: Peter Meiwald, Matthias Stührwoldt, Hilu Neidhardt (Stadtverbandsvorstand Oldenburg), Barthel Pester (Veranstaltungsorganisator)

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Widerstand wächst – 500 Menschen protestieren gegen Massenkuhstall in Kleibrok http://www.peter-meiwald.de/widerstand-waechst-gegen-massenkuhstall-kleibrok/ http://www.peter-meiwald.de/widerstand-waechst-gegen-massenkuhstall-kleibrok/#respond Sun, 04 Aug 2013 17:45:59 +0000 http://www.peter-meiwald.de/?p=1281 ]]> Der Widerstand gegen den geplanten Riesenstall in Kleibrok wird stärker und bunter. Rund 500 Menschen aller Generationen versammelten sich am Montag vor dem Rasteder Rathaus, um ihrem Unmut gegen die völlig überdimensionierte Planung eines Milchviehstalls direkt am Rasteder Ortsrand Ausdruck zu verleihen.

Demo gegen Massenkuhstall in Kleibrok 1

Drinnen tagten Investor, Landrat und Gemeinderat hinter verschlossenen Türen, um – leider ohne Beteiligung der Bürgerinitiative nach Lösungen für diesen Konflikt zu suchen, der die Gemeinde seit Wochen erschüttert. Vergeblich warteten die DemonstrantInnen mit ihren selbstgemalten Transparenten wenigstens auf eine Begrüßung durch „ihren“ Bürgermeister.

Demo gegen Massenkuhstall in Kleibrok 2

Doch das Engagement der aktiv gewordenen Bürgerinnen und Bürger Rastedes läßt sich davon nicht beirren. Diskutiert wird in der Zwischenzeit nicht mehr nur über die unglaubliche Größe eines Stalls für 918 Kühe, die in ihrer Masse keinen Weidegang mehr haben könnten und so wohl überwiegend auf Importfutter angewiesen wäre. Die Menschen befassen sich immer mehr mit vielen Fragen, die sich fast automatisch auftun, wenn man beginnt, sich mit dieser Art der agroindustriellen Tierhaltung zu beschäftigen:

  • wer braucht diese zusätzlichen Milchmassen oder werden andere, kleinere bäuerliche Milchviehbetriebe verdrängt?
  • wie soll das Grundwasser in diesem sensiblen Bereich am Rand des Hankhauser Moores die zu erwartenden enormen Güllemengen verkraften?
  • woher stammt das Trinwasser für die vielen Tiere?
  • warum muss bei der Aufstellung eines Windrades ein Vorsorgeabstand von 600 m zur Wohnbebauung eingehalten werden, während ein solcher Stall, von dem deutlich stärkere Emissionen ausgehen, in 160 m Entfernung zu bestehender Siedlung genehmigungsfähig ist?
  • welche Verantwortung für solche Planungen liegen auch bei und Konsumentinnen und Konsumenten, die vielfach billiges Fleisch und billige Milchprodukte beim Discounter suchen?

Demo gegen Massenkuhstall in Kleibrok 3

Viele weitere Fragen werden die Bürgerinitiative in den nächsten Wochen noch begleiten, auch wenn es offenbar erste Bewegung in der Planungssituation gibt, nachdem der Investor am Dienstag angekündigt hat, seinen Bauantrag zurückzuziehen. Eine Zeit der Besinnung und neuer Orientierung täte der Situation jetzt sicherlich gut, um gemeinsam zu einer Lösung zu kommen, die die Interessen der Menschen im Ort, der Tiere, um die es in einem solchen Stall ja geht, und der Landwirtsfamilie berücksichtigt!

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Die Kuh ist kein Klima-Killer! http://www.peter-meiwald.de/die-kuh-ist-kein-klima-killer/ http://www.peter-meiwald.de/die-kuh-ist-kein-klima-killer/#respond Sun, 16 Jun 2013 18:22:52 +0000 http://www.peter-meiwald.de/?p=619 ]]> Vortrag von Frau Dr. Anita Idel am 11.06.2013 in Bad Zwischenahn

Weil die Kuh Methan rülpst, steht sie am Klima-Pranger. Damit tut man, tun wir der Kuh allerdings unrecht. Die höchsten landwirtschaftlichen Emissionen verursacht die Düngung mit synthetischem Stickstoff, bei der Lachgas freigesetzt wird. Kühe tragen bei nachhaltiger Weidehaltung sogar zum Klimaschutz bei.

V.l.n.r.: Susanne Miks, Christel Ahlers, Frau Dr. Anita Idel

V.l.n.r.: Susanne Miks, Christel Ahlers, Frau Dr. Anita Idel

Wieder einmal Landwirtschaftspolitik! Diesmal eine sehr spannende Veranstaltung des GRÜNEN Kreisverbands Ammerland zum Thema „Landwirtschaft und Klimaschutz“. Die Häufung der landwirtschaftspolitischen Veranstaltungen zeigt auch, welch hohe Bedeutung dieses Thema im Ammerland, aber gerade auch für uns GRÜNE hat. Im Ohrweger Krug in Bad Zwischenahn kamen etwa 50 Gäste, darunter viele Landwirte, zur Diskussionsveranstaltung mit der Tierärztin, Mediatorin und Lead-Autorin des Weltagrarberichtes, Frau Dr. Anita Idel. Ihr Vortrag trug den Titel ihres Buches: „Die Kuh ist kein Klima-Killer! – Wie die Agrarindustrie die Erde verwüstet und was wir dagegen tun können“.

Gras - auch im Garten willkommen

Gras – auch im Garten willkommen

Circa 40 Prozent der weltweiten Landfläche sind mit Grasland bedeckt. Gras wächst auf extrem kalten ebenso wie auf extrem trockenen Böden. Ob oberhalb der Baumgrenze, zu Beginn des Frühjahrs im noch lichten Wald oder nach Windbruch oder Holzeinschlag im Wald – Gras wächst als erstes, sowie Sonnenstrahlen die Erde berühren. Kühe, Schafe und andere Wiederkäuer sind prädestiniert zur Nutzung derjenigen Böden, die zu steinig, zu steil oder zu erosionsgefährdet sind, um beackert werden zu können, die aber beweidet werden sollten. Gras braucht die Graser als Wachstumsimpuls für die Bildung von Wurzelwerk. Da Humus (= überwiegend verrottete Wurzelmasse) zu über 50% aus Kohlenstoff der Atmosphäre besteht, bedeutet jeder Zuwachs an Humus eine Entlastung des Klimas.

„In der landwirtschaftlichen Ausbildung“, so Anita Idel, „genauso wie in Forschung und Lehre spielt die Bedeutung der Beweidung für die Produktivität des Graslandes fast keine Rolle. Über den Zusammenhang zwischen Gras und Weidetieren ist dadurch viel zu wenig bekannt. Im nachhaltigen Weidemanagement schlummern verborgene Potentiale.“

Kühe und andere Wiederkäuer wandeln in ihrem Pansen in Symbiose mit Mikroorganismen Gras und Heu in Milch und Fleisch um. Erst durch die Fütterung mit Kraftfutter aus Mais, Soja und Getreide aus Monokulturen werden sie zu Nahrungskonkurrenten der Menschen gemacht. Milch und Fleisch aus Intensivproduktion sind nur scheinbar billig, da die Kosten der Folgen dieser Wirtschaftsweise für Umwelt und Klima nicht eingerechnet werden: die Verschmutzung von Gewässern und Böden mit Antibiotika-, Nitrat- und Pestizidrückständen, die Verluste an biologischer Vielfalt durch die Monokulturen, das Verdrängen der CO2-Speicher unter dem Grasland und dem (Regen-) Wald durch Futterflächen für die industrielle Massentierhaltung.

Zusätzlich verursachen die synthetischen Stickstoffdünger, die in der Intensivlandwirtschaft eingesetzt werden und bei deren Verwendung Lachgas, etwa 300mal klimaschädlicher als CO2, freigesetzt wird, die höchsten landwirtschaftlichen Emissionen.

Aber am Klimapranger steht nicht diese energieaufwändige Intensivlandwirtschaft, sondern die Kuh, weil sie Methan rülpst, 25mal klimaschädlicher als CO2.

Gesehen auf der Agrardemo in Hannover im November 2012

Gesehen auf der Agrardemo in Hannover im November 2012

„Autos stoßen weniger Emissionen aus als eine Kuh?“, fragte die Tierärztin augenzwinkernd und erklärte: „Das stimmt nur dann, wenn wir alles ausklammern, nur das Methan nicht. Autos und Kühe kann man eben nicht vergleichen. Richtig wäre es, nachhaltige und energieaufwändige Landwirtschaft miteinander zu vergleichen. Denn: Wer Kühe auf ihren Methanausstoß reduziert, ignoriert, dass sie bei nachhaltiger Weidehaltung dazu beitragen, die Bodenfruchtbarkeit zu erhöhen.“ Damit untrennbar verbunden sei das Potential des nachhaltigen Weidemanagements, mehr Kohlenstoff zu speichern als jede andere landwirtschaftliche Praxis.

„In der Diskussion um den Klimawandel gerät aus dem Blick“, so Frau Dr. Idel weiter, „dass nicht Klimagase an sich das Problem sind. Ohne Klimagase könnten Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen und wir Menschen gar nicht leben. Das Problem ist das Zuviel – die seit Beginn der Industrialisierung durch unseren Verbrauch an fossiler Energie verursachte Zunahme von Klimagasen.“

Nachhaltige Landwirtschaft hat das Potential, Schäden zu minimieren sowie Erträge dauerhaft zu erhalten und auch zu erhöhen. „Wir können nicht so weiter machen wie bisher“, zitierte die Referentin das Fazit des Weltagrarberichtes, an dem sie mitgearbeitet hat. Zu den notwendigen Maßnahmen gehört die Reduzierung des Fleischverbrauchs insgesamt genauso wie die Reduzierung des Verbrauchs von synthetischem Stickstoffdünger. Kreisläufe – der Futteranbau auf eigenen Flächen, die nachhaltige Beweidung, das Düngen mit den Ausscheidungen der eigenen Tiere genauso wie kurze Wege zwischen Landwirten, verarbeitenden Betrieben und VerbraucherInnen – müssen (wieder-)hergestellt werden. Die Subventionen aus Brüssel sind notwendig und berechtigt für die landwirtschaftlichen Betriebe, vorausgesetzt, sie werden an ökologische Kriterien gekoppelt.

Während der Agrardemo in Hannover im November 2012

Während der Agrardemo in Hannover im November 2012

Aus dem Publikum wurde angemerkt, dass eine Veränderung in der landwirtschaftlichen Praxis nicht so einfach zu bewerkstelligen sei. Landwirte seien zur Sicherung ihres Lebensunterhaltes und bezüglich der Wirtschaftsweise und der Preisgestaltung für die hergestellten Lebensmittel gesellschaftlichen und finanziellen Zwängen ausgesetzt, die ihre Möglichkeiten, etwas zu ändern, sehr begrenzten. Frau Dr. Idel stimmte dem zu, forderte aber gleichzeitig zu dem Mut auf, die Dilemmata laut und mutig zu benennen. Sie verwies in dem Zusammenhang darauf, dass Anfang diesen Jahres bereits zum dritten Mal 20.000 Menschen aus der Landwirtschaft, der Politik, aus Verbraucher-, Tier- und Naturschutz unter dem Motto „Wir haben es satt“ gemeinsam für eine andere Agrarpolitik, für eine nachhaltige, bäuerliche Landwirtschaft und für fair und ökologisch hergestellte Lebensmittel demonstriert haben. „Das macht Mut. Und das macht den Weg frei für Veränderungen“, so Anita Idel. „Wir können auch anders. Und wir müssen anders!“

Mir macht zusätzlich Mut, dass unser niedersächsischer Landwirtschaftsminister Christian Meyer letztens auf einer Podiumsdiskussion anmerkte, dass für die nächste Förderperiode von 2014-2020 u.a. die Erhöhung der Förderung für Weidehaltung geprüft werden soll. Diese Investition wäre gut angelegtes Geld für die bäuerliche Landwirtschaft und den Klimaschutz und käme auch den Milchbauern in unserem Landkreis zugute. Veränderung ist nicht nur nötig, sondern auch möglich.

Angeregte Gespräche auch noch nach Ende der Veranstaltung

Angeregte Gespräche auch noch nach Ende der Veranstaltung

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