Mehr vom Leben – auf dem Fahrrad

In Oldenburg-Kreyenbrück hatte ich die Ehre, beim Firmenjubiläum des Sport- und Gesundheitszentrums Corpus ein Grußwort zu sprechen. Der Inhaber von Corpus, der Sportmediziner Dr. Wolfgang Oschkenat, hat anlässlich des 25jährigen eine zehnteilige (!) Veranstaltungsreihe aufgelegt, die sich ausschließlich dem Fahrrad widmet. Nun fährt Oschkenat selbst leidenschaftlich gerne Rad, aber der Mediziner weiß natürlich auch um die gesundheitlichen Aspekte täglicher Bewegung an frischer Luft. Inhaltlich und menschlich hat mich dieser Abend sehr beeindruckt, denn ich habe noch keinen Unternehmer öffentlich erlebt, geschweige denn einen Arzt, der sich so kenntnisreich für den Klimaschutz ins Zeug gelegt hat. Oschkenat hat bei seiner Begrüßung die Klimakrise völlig unaufgeregt dargestellt, und es war vor „ausverkauftem Haus“ bei mehr als 60 Gästen beeindruckend zu beobachten, wie sehr denen die reinen Fakten unter die Haut gingen.

(v.l.n.r.): Rita Schilling (GRÜNES Ratsmitglied Stadt Oldenburg), Susanne Menge (MdL), Michael Cramer (MdEP), Dr. Wolfgang Oschkenat (Corpus Gesundheit) und ich.

(v.l.n.r.): Rita Schilling (GRÜNES Ratsmitglied Stadt Oldenburg), Susanne Menge (MdL), Michael Cramer (MdEP), Dr. Wolfgang Oschkenat (Corpus Gesundheit) und ich.


Klasse war auch, dass „unser“ GRÜNER MdEP Michael Cramer einen echt starken Vortrag über europäische Radfernwege gehalten hat. Insbesondere hat Michael den von ihm selbst initiierten europäischen Radfernweg „Iron Curtain Trail“ (Radweg entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs) vorgestellt, der an der Westgrenze der ehemaligen Warschauer Pakt-Staaten entlang über eine Länge von ca. 6.000 km europäische Geschichte, Politik, Natur und Kultur erlebbar macht.

Michael hat in seinem Vortrag zur Radverkehrspolitik deutlich formuliert, dass der Verkehr in Europa zu billig, nur der umweltfreundliche zu teuer ist, und dass dieser Zustand politisch gewollt ist! Dabei beruft er sich auf Johannes Ludewig von der CDU, der gesagt hat: „Im Verkehrsbereich ist die Marktwirtschaft außer Kraft gesetzt.“

Wenn wir die Auswirkungen des Klimawandels einigermaßen erträglich gestalten möchten, müssen wir unsere eigene Mobilität überdenken und sie endlich klimagerechter gestalten. Knapp 25% der CO²-Emissionen in der EU entstehen durch den Verkehr, davon gehen knapp drei Viertel auf das Konto des Autos. 90% aller Autofahrten in den Städten der EU sind kürzer als sechs Kilometer. Da steckt ein Wahnsinnspotential drin, dass immer mehr Menschen, gerade in den Städten, öffentliche Verkehrsmittel nutzen, aufs Rad steigen oder zu Fuß gehen. An solchen Zahlen merke ich jedes Mal, wie bequem es sich der Stadtmensch macht – zu Lasten des Klimas.

Dabei belegen Studien eins ums andere Mal aus allen Großstädten dieser Welt: Je mehr Menschen Rad fahren, umso sicherer fahren sie. Bei unseren niederländischen und dänischen Nachbarn geschehen die wenigsten Unfälle mit Radfahrerbeteiligung. Ich bin mir sicher, dass auch bei uns mehr Menschen aufs Rad steigen würden, wenn man sie denn ließe. Nur der volkseigene Betrieb, die Deutsche Bahn, ist trotz gesetzlicher Verpflichtung nicht willens, die Mitnahme von Fahrrädern zu erleichtern.

Und auch zu den übrigen Verkehrsträgern brachte Michael Cramer noch beeindruckende Zahlen. Die Schifffahrt („schwimmende Sondermüllverbrennungsanlagen ohne Filter“) ist steuerlich entlastet, weil sie von der Mineralölsteuer befreit ist. Die Luftfahrt wird jährlich in der EU mit 30 Milliarden Euro subventioniert. Dagegen geben die Mitgliedstaaten der EU mit Abstand am wenigsten für den Verkehrsträger Fahrrad aus.

Fazit: Wir müssen auf allen politischen Ebenen immer wieder versuchen, die Potentiale des Fahrrades – für Menschen und Lastentransporte in der Stadt endlich besser nutzen. Dazu gehören bessere Chancen für Radfahrer_innen im städtischen Verkehr genauso wie eine deutlich bessere Verknüpfung des Fahrradverkehrs mit Bussen und Bahnen oder echte Radschnellstraßen – gerne auch im Rahmen des Bundesverkehrswegeplanes, der ja gerade neu aufgestellt wird. Klar, dass wir dafür auch mehr Gelder brauchen. Auch deshalb war dieser Abend prima, denn mit Michael und mir (und CDU-Kollegin Barbara Woltmann) waren die EU- und die Bundesebene vertreten, Susanne Menge brachte die Landespolitik ein und Rita Schilling die der Stadt Oldenburg. Gemeinsam geht da noch einiges.

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