65 Millionen Menschen auf der Flucht

Noch nie in der Geschichte waren so viele Menschen weltweit auf der Flucht wie zurzeit: sage und schreibe 65 Millionen Menschen, wie UNHCR, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen am heutigen Weltflüchtlingstag bekannt gab. Das sind sogar fast sechs Millionen mehr gegenüber dem Stand von Ende 2014. Wir können uns die Schicksale und das Leid, die hinter dieser unfassbaren, abstrakt wirkenden Zahl steckt, gar nicht vorstellen.

Und allzu schnell gehen wir zum Alltag über: Meldungen über sinkende Zahlen an Geflüchteten, die zu uns kommen, verwischen die Wirklichkeit in vielen Regionen der Welt, wir schließen Flüchtlingsunterkünfte und glauben beinahe, die Sache sei erledigt. Die geschlossenen Grenzen auf der Balkanroute treiben in dramatischer Weise wieder mehr Menschen auf der Flucht vor Krieg und Bedrohung in die Hände von Schleppern, die sie über das Mittelmeer in kaum seetüchtigen Booten setzen. Wer gleichzeitig das Schließen der Balkanroute beklatscht und die Ertrinkenden beweint, kann nur als zynisch bezeichnet werden.

Die EU-Mitgliedsstaaten sollten stattdessen endlich die Aufnahme der vereinbarten Kontingente voranbringen, sichere Zugangswege nach Europa schaffen und sich wieder umfänglich an der Seenotrettung beteiligen. Alleine in diesem Jahr sind offiziellen Angaben zufolge mehr als 3400 Menschen auf der Flucht im Mittelmeer ertrunken. Ich kann mich den Worten von unserer Bundesvorsitzenden Simone Peter nur anschließen: „Die dramatischen Zahlen zeigen, wie tödlich es ist, wenn nationale Egoismen und bürokratischer Starrsinn an die Stelle von Solidarität und Mitmenschlichkeit treten.“

Die immense Zahlen von Geflüchteten und derer, die unterwegs ihr Leben verloren haben, sind eine Verpflichtung für uns, weiter an der Seite von Flüchtlingen zu stehen und Solidarität zu zeigen. Daneben bleibt die Bekämpfung der strukturellen Ursachen von Heimatverlust und Flucht – strukturelle Gewalt durch wirtschaftliche Ungerechtigkeit, Kriege und Bürgerkriege, ökologische Katastrophen und Klimakrise – eine weiterhin völlig offene Flanke deutscher und europäischer Politik. Hier müssen wir endlich vorankommen!

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