Radfahren entlang der Ems

Tag drei meiner einwöchigen Tour durch den Nordwesten begann mit einem echt demoralisierenden Erlebnis: Einem langen Blick auf Deutschlands schmutzigsten Fluss. Wir trafen uns auf der Friesenbrücke in Weener, einer beeindruckenden Eisenbahnklappbrücke, die auf einer Länge von 355 Metern über der Ems das Rheiderland mit dem Overledingerland verbindet. Du arme Ems in deinem Unterlauf! Die Sichtweite beträgt einen ganzen Millimeter und die Fließgeschwindigkeit liegt bei acht km/h. Was die politisch subventionierte Industrialisierung der Ems angetan hat ist erschütternd. Vor 30 Jahren noch konnten Menschen in der Ems schwimmen, heute geht auch paddeln längst nicht mehr. Die industriell bedingte Begradigung macht’s möglich. Und wenn der Hersteller von Kreuzfahrtschiffen, aktuell verkündet, den Sitz seines Unternehmens in ein Beneluxland zu verlegen, um international konkurrenzfähig zu bleiben, ist das nicht nur dreist, sondern ein Verrat an der Region aus der er stammt und an dem Bundesland, das ihn mit Steuergeldern seit Jahrzehnten großzügig subventioniert hat.

Schauten gemeinsam in die schmutzig braune Brühe (v.l.n.r.): Birgit Rutenberg (GRÜNE Rheiderland), Wolfram Höhn (GRÜNE Leer), Lutz Drewniok (GRÜNE Leer), Clemens Ressmann (GRÜNE Leer), ich, Detlef Herrmann (GRÜNE Overledingerland).

Schauten gemeinsam in die schmutzig braune Brühe (v.l.n.r.): Birgit Rutenberg (GRÜNE Rheiderland), Wolfram Höhn (GRÜNE Leer), Lutz Drewniok (GRÜNE Leer), Clemens Ressmann (GRÜNE Leer), ich, Detlef Herrmann (GRÜNE Overledingerland).

Schlick und trübe Brühe

Von der Friesenbrücke radelten wir in den Hafen Weeners. Dort hatte sich die „Radelgruppe Meiwald“ an der Schleuse mit Ludwig Sonnenberg verabredet, dem Bürgermeister der Stadt Weener, und mit Andreas Sinnigen, dem Geschäftsführer der Hafen und Tourismus GmbH Weener. Warum wir die Beiden getroffen haben ist klar: Die industriell genutzte Ems. Nicht nur Umwelt und Natur leiden sehr wegen der gigantischen Auswüchse des global angelegten Tourismus. Auch die Stadt Weener ist betroffen, denn der Hafen verschlickt immer mehr. Das ist natürlich beknackt für den Bootstourismus, denn der Emsschlick hat eine Wassertiefe von nur 1,60m im Hafen zur Folge. Also gehen der Stadt immer mehr Einnahmen flöten, denn immer weniger Bootstouristen machen im Hafen Halt.

Auch in die Schleuse muss Weener Geld stecken. Das lohnt sich aber nur dann, wenn Touristen in den Hafen mit ihrem Schiff hineinfahren können (v.l.n.r.):

Auch in die Schleuse muss Weener Geld stecken. Das lohnt sich aber nur dann, wenn Touristen in den Hafen mit ihrem Schiff hineinfahren können (v.l.n.r.): Schleusenwärter Frank, Joachim Steffen und Andreas Sinnigen von der Hafen und Tourismus GmbH, Bürgermeister Ludwig Sonnenberg, GRÜNES Ratsmitglied Birgit Rutenberg, GRÜNES Ratsmitglied (in Westoverleding) Detlef Hermann, ich, GRÜNES Ratsmitglied Lutz Drewniok, GRÜNES Ratsmitglied (in Leer) Clemens Ressmann, GRÜNES Mitglied (im Ortsrat Völlen) Wolfram Höhn und Schleusenwärter Heiner Düring. [Bilderschau – bitte klicken!]

Viel mehr Schlick

Nach einem Tee im Hafen (herzlichen Dank für die Bewirtung!) setzten wir uns auf die Fahrradsättel und los ging es entlang des Deichs Richtung Leer. Eine herrliche Strecke, kaum Autos und Rückenwind. Unterwegs verabschiedeten wir Birgit (Gruß an Hajo) und wir hielten kurz an der überdimensionierten  Fahrradskulptur (sehr beeindruckend) des Leeraner Künstlers Jan Sielmann, die  eine Willkommensstation für Radtouristen zum informieren ist.

In Leer waren wir mit Bürgermeisterin Beatrix Kuhl verabredet und mit dem Geschäftsführer der Stadtwerke Claus-Peter Horst. Im Hafen bestiegen wir den Schlepper der Stadtwerke und erfuhren, dass diese täglich aus dem Hafen 300 Tonnen Schlick baggern und in die Ems spülen. Wenn sich die Schleuse öffnet, kommt diese Menge wieder hinein. Schilda, wohin ich schaue entlang der Ems auf Kosten der Steuerzahler_innen und zugunsten einer nicht umweltverträglichen Tourismusbranche. Deutschlands schmutzigster Fluss sollte allen Entscheidungsträgern bewusst machen, wohin ein solcher Gigantismus führt.

Die Hafenrundfahrt in Leer hat mir noch einmal gezeigt, welches Potential in der Stadt steckt. Deswegen ist Leer nach Hamburg auch die Stadt, in der die meisten Reeder ihren Geschäftssitz angesiedelt haben.

Astreiner Blick vom Wasser aus: Lebendiger Hafen in Leer, den mir der Geschäftsführer der Stadtwerke, Claus-Peter Horst, vom Schlepper aus vorstellte.

Astreiner Blick vom Wasser aus: Lebendiger Hafen in Leer, den mir der Geschäftsführer der Stadtwerke, Claus-Peter Horst, vom Schlepper aus vorstellte. Im Hintergrund Manfred Cybalski (Vorsitzender GRÜNE Kreistagsfraktion) und Clemens. [Bilderschau – bitte klicken!]

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