„Wir sollten schauen, was die Menschen können“

Ich sagte der grünen Ratsfrau Engeline Kramer gern zu, mich in zwei konkreten Fälle von eriträischen Flüchtlingen direkt beim BAMF in Oldenburg einzusetzen.

Ich sagte der grünen Ratsfrau Engeline Kramer gern zu, mich in zwei konkreten Fälle von eriträischen Flüchtlingen direkt beim BAMF in Oldenburg einzusetzen.

Viele Menschen kümmern sich um die in Leer angekommenen Geflüchteten. Doch ihre Integration wirft auch Probleme auf, die dringend gelöst werden müssen, erfuhr ich während meines  Besuchs des Café International in Leer am Montag.

Engeline Kramer, die sich in der Einrichtung für Geflüchtete und Einheimische engagiert, berichtete von vielen Geflüchteten, die aufgrund fehlender Abstimmungen zwischen den Institutionen mehrmals den mehr oder weniger gleichen Sprachkurs machen müssten. Mit monatelangen Leerlaufzeiten dazwischen, in denen nichts passiere, sie also ihre Sprachkenntnisse auch kaum verbessern können. Sogenannte B2-Sprachkurse, für die es ein Zertifikat gibt, das für eine Ausbildung qualifiziert, werden in der Region überhaupt nicht angeboten. Viele, die ein Praktikum machen, würden sich dort sehr anstrengen, aber danach wieder ohne Beschäftigung da stehen.

Wichtig seien nicht nur Beschäftigungsprogramme, gleichzeitig müssten diese die Geflüchteten auch qualifizieren – für eine Ausbildung etwa. „Alles andere ist nice to have, aber wir brauchen vornehmlich die Qualifizierung der Menschen“, unterstrich auch Superintendent Burghard Klemens von der Lutherkirchengemeinde Leer. Andernfalls bestünde die Gefahr, „dass wir wieder wunderbar Langzeitarbeitslose produzieren“, warnte Engeline Kramer. Dabei brächten viele Geflüchtete Talente und praktische Kenntnisse mit, die hier dringend gesucht werden, die aber ohne europäische Zertifikate und Zeugnisse gar nicht beachtet werden. Ich machte deutlich, dass in dieser Hinsicht Deutschland einfach zu unflexibel ist, wir sollten schauen, was die Menschen können, also ihre Biographie berücksichtigen.

Sozialer Wohnungsbau sei darüber hinaus ein brennendes Thema, nicht nur für die Geflüchteten, die sich nach ihrer Anerkennung durch das BAMF eigenständig auf dem Wohnungsmarkt versorgen müssten. Günstige Wohnungen sind in Leer auch für andere Menschen mit beschränkten Einkommen denkbar knapp. Für Menschen im Transferleistungsbezug zahle der Landkreis für eine Einzelperson lediglich 325 Euro einschließlich Nebenkosten. „Der Landrat will erst nächstes Jahr die Zahlen überprüfen, dabei brennt das Problem“, monierte Kramer. Ich machte deutlich, dass es Möglichkeiten gebe, tatsächlich auch günstigen Wohnraum zu bauen, man müsse kreativ sein. Vorbild kann dabei z.B. das „Kieler Model“ sein, wo Architekten nachgewiesen haben, dass die rasche Erstellung von günstigem Wohnraum unter Berücksichtigung der aktuellen Energie-Einsparverordnung durchaus machbar sei. Die bisherige Förderregelung des Bundes aber setzt hier leider keine Anreize, sondern bevorzugt Investoren, die teure Luxuswohnung bauen.

Auf ein weiteres Problem machten mich die Leeraner Ehrenamtlichen: Bei den Anerkennungsverfahren durch die Oldenburger Außenstelle des zuständigen Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) liegen manche Verfahren monatelang „auf Halde“. „Manche Sachbearbeiter sind nicht mal telefonisch erreichbar, ich habe es oft genug versucht“, erzählte mir die Leeraner grüne Ratsfrau Engeline Kramer . Die Situation sei für die Menschen frustrierend, ohne Perspektive. Ich sagte gern zu, mich in zwei konkreten Fälle direkt beim BAMF in Oldenburg einzusetzen. Hier geht es darum, dass eritreische Geflüchtete seit Monaten keine Bescheide zum weiteren Fortgang ihrer bereits eingeleiteten Anerkennungsverfahren bekommen – mit allen Konsequenzen, was Arbeitsmöglichkeiten, aber auch endlich ein „zur Ruhe Kommen“ und letztlich gelingende Integration angeht.

Veröffentlicht in Antirassismus und Integration, Europa
Ein Kommentar zu “„Wir sollten schauen, was die Menschen können“
  1. sonja schnurre sagt:

    den einsatz für flüchtlinge finde ich gut.
    ich finde weiterhin, die einzigen wo wir weiterhin NICHT schauen brauchen was sie können sind die behinderten insbesondere in oldenburg die geistig behinderten und vor allen dingen seelisch behinderte-die vegetieren und vegetierten und werden – widerrechtlich – auch weiterhin schön in behindertenwerkstätten vegetieren…abgeschoben…..deutschland ist wieder spitze in der SEGGREGATION von MENSCHEN und in deren UNTERDRÜCKUNG (JAWOHL; VON DEN SCHWÄCHSTEN) die nichts dafür können sich sich die BEHINDERUNG auf die ARBEITSLEISTUNG negativ auswirkt somit werden sie werden wir WEITERHIN DISKRIMINIERT, man schaut was sie NICHT KÖNNEN WIE IMMER SCHON……weiter so……wegschauen und weitermachen….
    man braucht ja nicht zu gucken was wir können sondern nur was mir NICHT KÖNNNEN: UND DIE politiker ? schauen auf das LEISTUNGSPRINZIP.

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